Zuviel Nähe tötet die Erotik

Dass es entgegen dem medial vermittelten Eindruck in vielen real existierenden Beziehungen mit Sex und Erotik nicht zum Besten steht, liest man immer mal wieder. Mehr Stress im Beruf,  Versagensängste, das Hormongeschehen – viele Gründe werden benannt, doch nur selten der Haupt-Stolperstein, der die Lust allzu bald durch die „Last mit der Unlust“ ersetzt: zuviel Nähe.

Blog-Retreat zum Zehnjährigen des Digital Diary
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Übersicht

Dabei wissen es im Grunde alle aus eigener Erfahrung: Im gemeinsamen Alltag tritt das Begehren irgendwann in den Hintergrund, das frühere erotische Knistern wird immer seltener und hört vielleicht sogar ganz auf. „Von selber“ geht dann gar nichts mehr,  statt dessen BEMÜHEN sich die Partner, die Frequenz auf einem Level zu halten,  dass sie gerade noch sagen können: wir haben KEIN Problem mit Sex! Und während „es“ dann stattfindet, wandern die Gedanken der Beteiligten je eigene Wege ins höchst persönliche Kopfkino.

Erotik hat nun mal etwas von Jagd, braucht das Erobern und Verführen, spielt mit Dominanz und Hingabe, Widerstand und Verlockung, Nähe und Distanz. Und das geht nun mal nicht mit jemandem, der „ein Teil von mir“ geworden ist: Selbstbefriedigung mit Partner ist nicht wirklich verlockend.

Alle wissen es, aber kaum jemand sagt es  – es ist fast ein Tabu. Das liegt daran, dass die Sehnsucht nach Nähe, nach unverstelltem Miteinander, nach (möglichst bedingungslosem) angenommen werden heute der einzig real gefühlte Grund ist, überhaupt eine „Beziehung“ zu wünschen. Die  soll dann „ganz anders“ sein als das anstrengende Leben da draußen, in dem man dauernd beweisen muss, wie toll man ist:  Heimat und Bollwerk gegen Kälte und Einsamkeit. Solange WIR ZWEI uns verstehen, ist alles in Ordnung… „Zuviel Nähe tötet die Erotik“ weiterlesen

Das Geheimrezept für gelingende Beziehungen

WEGE-MagazinIm sehr empfehlenswerten WEGE-Magazin fand ich einen Artikel von Dr.Ulrike Banis zum Thema „Beziehungsglück“, in dem sie am Ende schreibt:

„Es GIBT sie dennoch – jene Paare, die über lange Jahre miteinander glücklich sind, die gern Zeit miteinander verbringen, die sich auch im Bett immer wieder aufregend finden und sich lustvoll aufeinander einlassen“.

Banis befragte diese Paare nach ihrem „Geheimrezept“ und fand sechs Gemeinsamkeiten, die diese Beziehungen aufweisen – ich gebe sie hier etwas gekürzt in eigenen Worten wieder:

  1. Offener Austausch über alles, was bewegt: einander Freuden und Ärgernisse mitteilen, zeigt dem Partner, dass er wichtig ist und bezieht ihn ins eigene Leben ein;
  2. Respekt für die Eigenheit und Andersheit des Partners: keine Versuche, ihn umzuerziehen und zu einem Abbild unserer selbst machen; Ergänzung statt Angleichung – so bleibt die Beziehung spannend und bringt immer wieder Überraschungen.
  3. Gemeinsame Werte und Interessen: Ziele, Projekte, Hobbys, berufliche Verknüpfungen, Reisen, Sport – Gemeinsamkeiten verbinden und erschaffen Nähe, was wiederum „Lust auf Lust“ macht.
  4. Achtung und Aufmerksamkeit: den Partner so behandeln, wie wir auch selbst behandelt werden wollen: achtungsvoll, wertschätzend, zärtlich;
  5. Den Partner als Geschenk ansehen: Ob verheiratet oder nicht, der Partner ist freiwillig da und nichts, worauf wir einen ANSPRUCH haben!
  6. Einander riechen können und eine gute Portion Gelassenheit: Nicht jede Meinungsverschiedenheit und jedes Aufbrausen bringt gleich die Beziehung ins Wanken. Niemand ist unfehlbar, beide sind bereit, zu verzeihen.

Hinzufügen würde ich aus eigener Erfahrung noch die richtige Balance zwischen Distanz und Nähe: Bloß nicht versuchen, alles zusammen zu machen, nur noch gemeinsame Freunde zu haben und aneinander zu kleben wie die Kletten!

Bedingungslose Liebe – gibt es das?

Connection Spirit Mai 08 Dieser Frage geht die neue Connection Spirit nach, deren Mai-Ausgabe jetzt im gut sortierten Kiosk und beim Verlag erhältlich ist. Anders, als man es von einer Publikation der spirituellen Szene erwarten würde, geht es hier nicht bloß um die „heilige Liebe“ zu Gott und der Welt, sondern durchaus um sehr irdische Glücksansprüche und Sehnsüchte in unseren Liebesbeziehungen bzw. Partnerschaften. Als Leseprobe steht der Artikel von Wolf Schneider zur Verfügung: „Unbedingt beides – Über die Schwierigkeiten auch in der Liebe, das Absolute mit dem Relativen zu verbinden“, der das ganze Feld der Frage umreißt.

Es lohnt sich aber, die Print-Ausgabe zu lesen, denn dort geht es richtig zur Sache: insbesondere der Beitrag „Himmel und Erde“ des bekannten Tantra-Lehrers Saalem M. Riek provoziert mit der These „Liebe ist nicht gleich Beziehung“ und bespricht das Spannungsverhältnis, in dem intime Partnerschaften grundsätzlich stehen. Der Artikel beginnt mit einer Szene, die wohl vielen unter uns allzu bekannt ist: Das Paar liegt im Bett, der Mann macht leise Annäherungsversuche, die jedoch von der Frau nicht beantwortet werden. Sie fühlt sich bedrängt und das verhagelt ihr die Lust: „Es geht doch nur um Sex, nicht um mich!“ Wie die beiden aus dem Dilemma heraus finden und SIE sogar erkennt, dass es einen „ganz normalen Sadismus“ in Beziehungen gibt, hat mich beeindruckt!

Hier lest Ihr das Inhaltsverzeichnis des neuen Hefts.