Leseabend: Müffelsocken, Sex und Aberglaube

Das Herz ist ein einsamer Jäger – oder ein dunkler Wald. Johanna Merhof fackelt nicht lange und wirft in ihrer Erfolgskolumne auf  Welt-Online jede Woche Licht auf die Abgründe des großstädtischen Liebeslebens, auf schmutzige Geheimnisse und erhellende Wahrheiten. Sie hat Träme, ist neugierig und will wissen, wie es in einem Sexshop aussieht und ob frau von Männern etwas über Liebe lernen kann.

So jung die Autorin auch ist, plaudert sie dabei aus dem Nähkästchen, kennt so den Fluch der Müffelsocke und weiß, daß Aberglaube auch nur ein Glaube ist. Johanna Merhof erzählt in ihrem Debütbuch von der Liebe und von deren engsten Verbündeten: der Leidenschaft, dem Mut, der Nacht, der Sehnsucht, der Ekstase und der Musik.  „Tanz so lange, bis du den Beat der Welt in deinen Venen weißt“, raunt der Pirat in mein Ohr, „dann verstehst du, was Heartcore ist.“

„Liebende sind die wahren Rebellen“
, schreibt die Friedrichshainer Autorin und wird wohl auch beim Boxhagener Leseabend erklären, warum Liebe lernen eine Art Muskeltraining ist.

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Boxhagener Lese-Abend / Berlin Friedrichshain:
Heartcore – Liebe ist ein Aufstand. Lesung mit Johanna Merhof
Freitag, 21. Oktober, 20 Uhr, Café Karvana,
Gabriel-Max-Straße 4,10245 Berlin.

www.karvana.de, Eintritt 4,-

Und hier ein Interview mit Merhoff auf WELT-Online.

Wie Paare die Erotik töten

In Sachen Erotik sind die meisten Themen ewig aktuell. Das gilt auch für das Problem der „Erotik im Alltag“. Dazu hab‘ ich einen guten Beitrag entdeckt, zwar von 2009, doch gewiss niemals veraltet. Da unternimmt eine Frau mit den passenden Nicknamen „Sinnlichkeit“ über „Sinnlichkeit im oder trotz Alltag:

„Paare schlafen in vielen Kulturen in gemeinsamen Betten, frühstücken, essen, schauen TV, machen sich gemeinsam für den Abend fertig. JedEr kennt jedEr Falte der/des Anderen, jedes Kleidungsstück, jedes Verhalten.

Erotik lebt von Überraschung und Überraschungen kommen plötzlich, sind Abwechslung und wirken erotisch, weil sie Sehn- und Erlebnis-Süchte befriedigen. Erotik stimuliert die Sinne, Alltag rationalisiert und mechanisiert Prozesse.

Paare, die gemeinsam leben, tun quasi alles, um Erotik unmöglich zu machen. Und doch hat es einen Vorteil, der diesen Weg legitimiert und dazu motiviert: Die Sicherheit, nicht betrogen zu werden, die Sicherheit, ihren/seinen Partner unter Kontrolle zu haben.

Erotik wird dann zum Ausbruch, oder der Ausbruch aus dem Alltag ist dann erotisch, ein sinnliches Erlebnis, weil es Überraschungen in sich birgt.

Die fremde Frau/der fremde Mann sind unbekannte und deshalb sehr wahrscheinlich starke Reize, stärker als das Bekannte, das Eroberte, das Gewohnte, das Alltägliche.“

Ja, so entwickelt sich das bei allzu vielen Paaren immer und immer wieder. Es wird schon lange darüber geschrieben, doch in der Hinsicht sind wohl viele „beratungsresisten“. Zu groß erscheint zu Beginn das beglückende Gefühl möglichst intensiver Nähe – und später, wenn man durchaus wieder mehr Abstand haben könnte, unterlässt man es, das auch anzusprechen und umzusetzen. Denn der Partner könnte ja denken, man liebe ihn nicht mehr… wie falsch und auch schade!

Liebe, Vertrauen und Beziehung im Digital Diary

Logo Digital DiaryWährend das LUSTGESPINST in aller Regel kurze (und derzeit recht sporadisch erscheinende) Beiträge versammelt, gibt es in meinem Hauptblog „Digital Diary“ eine eigene Rubrik mit längeren, oft tiefer schürfenden Texten.

Wer also Zeit für mehr als kleine „Häppchen“ hat, dem empfehle ich einen Besuch im Bereich Liebe & Beziehung.

Dort findet sich zum Beispiel der viel gelesene Artikel Vertrauen und Beziehung, sowie der durch ein Posting von Antje Schrupp inspirierte Eintrag über
Monogamie und das Unbehagen an der Einsamkeit. Und etliche weitere Beiträge zum Thema, die sich im Grunde fast alle um die eine Frage drehen: Wie kann man lieben und begehren, ohne gnadenlos korrumpiert zu werden? Wie lässt sich der Weg ins gemütliche Beziehungselend vermeiden?

Ein Loblied auf die Impotenz

WEGE 2 - 2011..oder die Kunst des Nicht-Tuns singt Roger Balmer, Landschaftsgärtner und Leiter einer „Liebesschule“ im Gemeinschaftsprojekt ZEGG bei Berlin im neuen WEGE-Heft 2/11.

Er möchte seine Geschlechtsgenossen vom Leistungsstress befreien und mit den Freuden eines „gemächlichen Sex“ bekannt machen, der kein Viagra braucht und vor allem nicht schnell fertig sein will. Stundenlanges Genießen in echter Verbindung zur Frau, nicht bloß zum inneren Porno (= ich verkürze es mal mit eigenen Worten). Balmer fordert die Öffnung des männlichen Herzens, doch müsse der Mann zuvor erst einmal seine „Herzschwäche“ spüren.

Hm… nicht nur bei diesem Text hab ich mich gefragt: WER schreibt da eigentlich für wen? „Ein Loblied auf die Impotenz“ weiterlesen

Dating-Sites, Partnersuche im Internet

Heute morgen ist mir das Thema „Partnersuche im Internet“ zugeflogen. Weil der Text aber recht lang geworden ist (und inhaltlich nicht grade erotisch), hat er besser in mein persönliches Webdiary gepasst.

Wer mag, liest dort weiter über:

Partnersuche online: Sich selbst zur Ware machen

„Wie aussagekräftig sind schon ein paar Daten und ein gefotoshoptes Bild? Wieviel Lebenszeit müsste ich auf Treffen mit Interessenten verschwenden, die vielleicht daten-technisch “passen”, mich aber leider “per Chemie” so gar nicht reizen? Es wäre ungefähr so wahrscheinlich, so einen Partner zu finden, wie wenn ich in die Berliner S-Bahn steige und mir alle im passenden Alter anschaue: normalerweise ist da keiner dabei, der in Betracht käme.“

Romantische Liebe wissenschaftlich erforschen?

Letzte Woche flatterte folgende kurze Meldung durch die Gazetten:

„Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg wollen dem Gefühl der Liebe auf den Grund gehen. Unter dem Motto „Romantic Love“ soll das Phänomen in all seinen Ausprägungen psychometrisch, durch funktionelle Bildgebung und molekularbiologisch erforscht werden, so die Hochschule. Dafür werden noch Frauen und Männer zwischen 18 bis 40 Jahren gesucht. Einige Teilnehmer werden neben einer Befragung außerdem in einer funktionellen Kernspintomografie untersucht.“ – RP ONLINE

Was man sich wohl davon verspricht? Ich liege gewiss nicht falsch mit der Vermutung, dass bei der Studie Ergebnisse heraus kommen werden, die wir alle längst kennen. Etwa, dass heftige Verliebtheit den Appetit verschlägt, bzw. dass der gesamte Zustand einer Neurose vergleichbar ist. Aber selbst, wenn wir eine Menge Neues darüber erfahren sollten, was in Hirn und Stoffwechsel vorgeht, wenn Menschen lieben – hieße dass wirklich, der Liebe „auf den Grund zu gehen“?

Der „Grund der Liebe“ lässt sich m.E. im Kernspin nicht erkennen. Denn Liebe hat keinen Grund, LIEBE IST!

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Lese-Tipp: Let’s talk about love – von Antje Schrupp