Erotic Story: Cyber-Love trifft Real Life

Es ist mir eine Freude, die erste erotische Geschichte aus dem Kurs „Erotisch Schreiben“ hier vorstellen zu dürfen! Peer B., nicht zum ersten Mal unter den schreiblustigen Teilnehmern, hat das spannende „real werden“ einer bis dahin ganz virtuellen Affäre auf sensible und auch überraschende Art in Worte gefaßt – aber lest selbst!

New York, New York

Leoni sehen. Und ausgerechnet in New York. Vom Fluss her drang das Stampfen eines Last-Kahns hoch. Er sass am Schreibtisch, den offenen Laptop vor sich, und dachte nach. Oder besser: er bewegte sich im vagen Raum zwischen Erinnerung, Vorstellung und strategischer Planung. Auf dem Bildschirm war ihre Email, in der sie ihm mitteilte, dass sie in der selben Woche in Manhattan sein würde wie er. Die Mail endete mit: „…und wenn wir uns sehen wollen, dann wird dies vielleicht die einzige Chance sein, die wir kriegen.“

Na ja, es war richtig, beide waren sie fest liiert. Und sie hatten sich schon bald, nachdem sie sich einander intimer geöffnet hatten, darauf geeinigt, dass ihr Austausch nicht darauf gerichtet war, irgendetwas in ihrem Leben zu verändern, die jeweiligen Partner zu verlassen oder eine tatsächliche Affäre mit Geheimhaltung und Lügen anzufangen. Trotz allem war aber natürlich eine Art Doppelleben entstanden. Keiner ihrer Partner wusste von ihrer „Korrespondenz“, die sich ja nicht nur auf den Austausch von Banalitäten beschränkte, sondern sie in eine ganz eigenartige Welt der Erotik geführt hatte. „Erotic Story: Cyber-Love trifft Real Life“ weiterlesen

Ab Montag: Neue erotische Geschichten

Der im Oktober gestartete Kurs „Erotisch schreiben – Szenen und Geschichten aus Lust und Leidenschaft“ neigt sich dem Ende zu. Wie ich es nicht anders erwartet habe, ist wieder ein bunter Strauß wundervoller Texte entstanden, darunter solche, die wirklich nicht in der Schublade bleiben sollten!

Gerade läuft meine Umfrage unter den Teilnehmer/innen, ob und welche Storys sie für eine Veröffentlichung frei geben: das ganze Lustgespinst ist ja einst entstanden, um diesen Texten ein Bühne zu sein. Da schon einige zugesagt haben, werden hier ab Montag, den 27.November, in kurzer Folge neue „Szenen und Geschichten“ erscheinen. Wer ungeduldig ist, kann ja mal ins Archiv schauen und die Stories früherer Kurse lesen.

Ungewissheit

Diese aufrüttelnde Geschichte ist im Kurs “Erotisch schreiben” entstanden. Ich danke der Autorin Beatrice für die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen.
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„Hatten Sie in den letzten 6 Monaten ungeschützten Verkehr außerhalb Europas?“ Mein Stift bleibt bei dieser Frage in der Luft hängen. Ich zögere. Scheiße, deswegen sitze ich ja hier.

Vor vier Monaten war ich mit Mann und Tochter in Ägypten. Da hat es mich erwischt: „Ungeschützter Verkehr“. Oh Gott, und das gleich zweimal! „Ungewissheit“ weiterlesen

Avalon

von MICHAELA STAUDT

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Ihr Zimmer nicht gelüftet, die von ihr so genannte Absteige, wo noch alles so herumlag, wie beim letzten Mal, wo sie versprochen hatte, sie würde schön aufräumen. Sie hatte nicht aufgeräumt, steckte jetzt nur schnell einige Zettelchen, die auf der Kommode rechts an der Wand lagen, in einen Papiersack, der dort oben lag, und schob ihn wieder zwischen Kommode und Kasten.

Zuerst, wie auch sonst immer, kein Licht, das heißt: Licht nur vom Vorraum her, so daß nur ein langer Lichtspalt ins Zimmer fiel, direkt auf das ungemachte Bett, das sie heute Avalon nannte. Sie erklärte das so: dieses Apfelbettzeug, das ihr G. von irgendwoher aus Frankreich mitgebracht hatte, sei der Namensgeber! „Avalon“ weiterlesen

Laura

Diese verstörende Geschichte, die uns in die Abgründe der Verstrickung aus Beziehung, Abhängigkeit und psychischem Sadismus führt, ist im Kurs “Erotisch schreiben” entstanden. Ich danke der Autorin Ursel Newiger für die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen.

Nachdenklich stand Laura in der Küche. Es war Mittwoch und ihre Haushaltshilfe hatte frei. Wie üblich war sie an diesem Tag gerade dabei, Paul eins seiner Lieblingsgerichte zu kochen und hatte sich für Lasagne entschieden, die er besonders gern mochte. Natürlich sollte alles von ihr selbst zubereitet werden, vom Nudelteig angefangen über die Tomatensauce aus frisch gekochten, geschälten Tomaten bis zur Bechamelsauce, die sie nun in einem Kochtopf anrührte. Kochen machte ihr Spaß, vor allem, wenn sie allein in der Küche stand und von niemandem gestört wurde. Es war wie eine Meditation. Sie rührte und rührte, dabei zogen Gedankenfetzen aus den letzten Jahren vorbei. Paul war ihre große Liebe gewesen, der erste und einzige, mit dem sie jemals geschlafen hatte. Sie nannte es niemals Sex, sondern Liebe machen, da spielte Romantik eine Rolle, es roch nach Zärtlichkeit, es bedeutete innige Zweisamkeit. Anfangs war es auch so gewesen. Paul war romantisch, war zärtlich, liebte ihre gemeinsamen Nächte. Von Anfang an war sie stolz auf ihn, den Medizinstudenten, der seinen Abschluss mit Auszeichnung bestand, der Assistenzarzt im renommierten Stadtkrankenhaus wurde und jetzt seit einigen Jahren Oberarzt war. Seine Habilitation hatte ihm in Mediziner- kreisen großen Respekt verschafft und sie unterstützte ihn, wo sie konnte, bewunderte seinen Ehrgeiz, die ihn bestimmt zum Chefarzt werden ließ, wenn sein oberster Vorgesetzter in den Ruhestand trat. Sie verehrte ihn abgöttisch, sah zu ihm auf und beteuerte ihre Liebe zu ihm jeden Tag. Anfangs war sie verunsichert gewesen, dass er sich ausgerechnet sie zur Ehefrau auserwählt hatte. Aber sie fügte sich im Laufe der Zeit sehr gut in ihre Rolle als Ehefrau ein und wurde zunehmend als gute Gesellschafterin bekannt, die in der Küche wahre kulinarische Köstlichkeiten zuzubereiten verstand. Ihr charmantes Wesen, ihr gewinnendes Lächeln, aber auch ihre gute Figur, die sowohl in Jeans und Pullover als auch in exquisiter Abendgarderobe wohl anzusehen war und neidische Blicke hervorrief, zog Männer wie Frauen an. An der Seite ihres Mannes war sie die perfekte Gastgeberin und jeder war von ihrer wunderbaren Ehe überzeugt. Sie selbst natürlich eingeschlossen. Zwei Kinder hatte sie ihm geboren, deren glänzende Karrieren vorprogrammiert waren. Marla, die ältere Tochter, würde bald ihr Studium in Oxford abschließen und Thomas begann seine Laufbahn an der Wallstreet. Besser konnte es nicht sein. „Laura“ weiterlesen

Let’s roll!

Selten wagt sich ein Autor ans Thema „Erotik und Behinderung“ ! Diese berührende Geschichte ist im Kurs “Erotisch schreiben” entstanden. Ich danke dem Autor Frank E. Pank für die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen.

Nach ihrer Runde über den Wochenmarkt steuerte sie auf ihre Stammkneipe, das Markteck, zu. Manni, der Wirt, hatte sie schon durch das große Glasfenster näher kommen sehen und hielt ihr die Tür auf.
„Hallo, Steffi!“ begrüßte er sie. „Wie üblich?“
Sie steuerte einen Tisch ohne Stühle an, zog die Bremse ihre Rollstuhls an und antwortete: „Klar, Manni, wie üblich.“ Sie sah sich kurz um. Nur ein Jugendlicher saß am Tresen und blätterte in einer Zeitschrift, sonst war die Kneipe leer. „Let’s roll!“ weiterlesen