Mal wieder: Offene Beziehung in der Diskussion

Auf Kleinerdrei ist gerade ein schöner, tief schürfender Gastartikel erschienen – mit dem leicht provozierenden Titel:
„Jede so, wie sie will?“ oder: „Alles kann, nichts muss“? – Warum ich eine offene Beziehung lebe.“

Die Autorin ist Annika, 23, die hier für die offene Beziehung eine Lanze bricht und ein wenig gegen die überwältigende Dominanz der Monogamie-Kultur anstinkt, die auch im 21. Jahrhundert noch massiv über die Medien (insbesondere TV-Serien) als quasi das einzig Wahre und Gute, Richtige und Wünschenswerte tradiert wird.
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Frühling 2013: Zur „Knutschverbot-Debatte“

Natürlich gibt es kein „Knutschverbot“ und ein solches wird auch nicht gefordert. Wohl aber gibt es den Wunsch bzw. die Forderung aus der Netz-feministischen Ecke, man solle sich als Hetero-Paar in der Öffentlichkeit besser jeglicher Zärtlichkeiten enthalten. Denn öffentliches Schmusen, Küssen, Händchen halten zementiere die „hetero-sexistische Norm“ zu Lasten anders Liebender, die sich nicht so verhalten könnten, da sie als Schwule, Lesben, Transmenschen oder Drittgeschlechtliche stets Diskriminierungen befürchten müssen.

In einem ausführlichen Artikel zur Debatte (Hat jemand “Knutschverbot” gesagt?! – Critical Hetness 101) schreibt Anna-Sahra bei der Mädchenmannschaft:

„Selbst, wenn in der konkreten Situation vielleicht keine konkrete Gefährdung, aktive Ausgrenzung oder exotisiertende Kommentierung befürchtet wird – aber Diskriminierung ist mehr als verbale oder physische Gewalt. Mit meiner Hetero- und Paarperformance nehme ich anderen Ausdrucksformen und Beziehungsweisen den Raum. Auch wenn ich das gar nicht will. Auch, wenn ich “alternative” Beziehungsformen gut finde oder gar lebe, ich mich selbst gar nicht als hetero verorte, Paarsein mir doch gar nicht so wichtig ist und_oder ich mich gegen Homophobie und Heterosexismus engagiere. Und auch, wenn ich das nicht hören will.“

Sowohl im langen Artikel als auch in den meisten Kommentaren scheint ein Konsens zu herrschen, der da lautet: „Die Hetero-Norm ist abzuschaffen, denn anders Liebende werden durch ihr bloßes Dasein schon ausgeschlossen“. Das ist ein radikaler Ansatz, der aus Minderheiten-Sicht verständlich ist, sich m.E. aber niemals gesamtgesellschaftlich durchsetzen wird. Jedenfalls nicht, so lange die große Mehrheit heterosexuell ist, so fühlt und so lebt.
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Loverty bietet Partnersuche kostenlos

Viele suchenden Singles haben es schon leidvoll erfahren: Große Dating-Portale und Partnervermittlungen versprechen kostenlose Nutzung, doch dahinter verbirgt sich oft nur ein sehr kastrierter Zugang, mit dem man nicht wirklich etwas anfangen kann. Erst wenn man für die Premium-Dienste zahlt (=meist nicht gerade wenig!), kann es richtig los gehen.

Partnersuche kostenlos bei Loverty

Dass es auch anders funktioniert, zeigt das sympathische Berliner StartUp Loverty. Kostenlose Partnersuche ist dort kein leeres Versprechen, sondern Realität: für die Einrichtung eines Profils und die Nutzung des interessanten Matching-Tools, das die Partnervorschläge macht, muss niemand bezahlen. Einfach mal ausprobieren ist also risikolos – und wer dann MEHR will, findet auch noch ein paar kostenpflichtige Premium-Features.

Ein interessanter Bericht aus Betreibersicht ist im Webwriting-Magazin erschienen: Wer mag, liest dort weiter: David gegen Goliath – Dating-Startup führt Kostenlos-Kultur ein.

Eifersüchtig auf einen Vibrator?

Der Menschen Psyche treibt schon seltsame Blüten, insbesondere in Zuständen der Verliebtheit, aber auch in Partnerschaften, in denen das Selbstwertgefühl stark vom „gelingenden Sex“ abhängt. Wobei dieses „Gelingen“ oft von mindestens einem der Beteiligten sehr konkret mit Bedingungen versehen wird.

Beispiel? Ich konnte es kaum glauben, doch gibt es wirklich Menschen, die erwarten wie selbstverständlich, dass jegliche Eigen-Sexualität des Partners enden müsse, weil es ja nun die Gelegenheit zu gemeinsamem Sex gibt. Sämtliche Do-it-Yourself-Freuden sollen entfallen, bzw. werden, sollte der Partner doch dabei „erwischt“ werden,  fast wie eine Art „fremd gehen“ bewertet.  Ja, es gibt wirklich Männer, die auf einen Vibrator eifersüchtig sein können! „Eifersüchtig auf einen Vibrator?“ weiterlesen

Leseabend: Müffelsocken, Sex und Aberglaube

Das Herz ist ein einsamer Jäger – oder ein dunkler Wald. Johanna Merhof fackelt nicht lange und wirft in ihrer Erfolgskolumne auf  Welt-Online jede Woche Licht auf die Abgründe des großstädtischen Liebeslebens, auf schmutzige Geheimnisse und erhellende Wahrheiten. Sie hat Träme, ist neugierig und will wissen, wie es in einem Sexshop aussieht und ob frau von Männern etwas über Liebe lernen kann.

So jung die Autorin auch ist, plaudert sie dabei aus dem Nähkästchen, kennt so den Fluch der Müffelsocke und weiß, daß Aberglaube auch nur ein Glaube ist. Johanna Merhof erzählt in ihrem Debütbuch von der Liebe und von deren engsten Verbündeten: der Leidenschaft, dem Mut, der Nacht, der Sehnsucht, der Ekstase und der Musik.  „Tanz so lange, bis du den Beat der Welt in deinen Venen weißt“, raunt der Pirat in mein Ohr, „dann verstehst du, was Heartcore ist.“

„Liebende sind die wahren Rebellen“
, schreibt die Friedrichshainer Autorin und wird wohl auch beim Boxhagener Leseabend erklären, warum Liebe lernen eine Art Muskeltraining ist.

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Boxhagener Lese-Abend / Berlin Friedrichshain:
Heartcore – Liebe ist ein Aufstand. Lesung mit Johanna Merhof
Freitag, 21. Oktober, 20 Uhr, Café Karvana,
Gabriel-Max-Straße 4,10245 Berlin.

www.karvana.de, Eintritt 4,-

Und hier ein Interview mit Merhoff auf WELT-Online.

Wie Paare die Erotik töten

In Sachen Erotik sind die meisten Themen ewig aktuell. Das gilt auch für das Problem der „Erotik im Alltag“. Dazu hab‘ ich einen guten Beitrag entdeckt, zwar von 2009, doch gewiss niemals veraltet. Da unternimmt eine Frau mit den passenden Nicknamen „Sinnlichkeit“ über „Sinnlichkeit im oder trotz Alltag:

„Paare schlafen in vielen Kulturen in gemeinsamen Betten, frühstücken, essen, schauen TV, machen sich gemeinsam für den Abend fertig. JedEr kennt jedEr Falte der/des Anderen, jedes Kleidungsstück, jedes Verhalten.

Erotik lebt von Überraschung und Überraschungen kommen plötzlich, sind Abwechslung und wirken erotisch, weil sie Sehn- und Erlebnis-Süchte befriedigen. Erotik stimuliert die Sinne, Alltag rationalisiert und mechanisiert Prozesse.

Paare, die gemeinsam leben, tun quasi alles, um Erotik unmöglich zu machen. Und doch hat es einen Vorteil, der diesen Weg legitimiert und dazu motiviert: Die Sicherheit, nicht betrogen zu werden, die Sicherheit, ihren/seinen Partner unter Kontrolle zu haben.

Erotik wird dann zum Ausbruch, oder der Ausbruch aus dem Alltag ist dann erotisch, ein sinnliches Erlebnis, weil es Überraschungen in sich birgt.

Die fremde Frau/der fremde Mann sind unbekannte und deshalb sehr wahrscheinlich starke Reize, stärker als das Bekannte, das Eroberte, das Gewohnte, das Alltägliche.“

Ja, so entwickelt sich das bei allzu vielen Paaren immer und immer wieder. Es wird schon lange darüber geschrieben, doch in der Hinsicht sind wohl viele „beratungsresisten“. Zu groß erscheint zu Beginn das beglückende Gefühl möglichst intensiver Nähe – und später, wenn man durchaus wieder mehr Abstand haben könnte, unterlässt man es, das auch anzusprechen und umzusetzen. Denn der Partner könnte ja denken, man liebe ihn nicht mehr… wie falsch und auch schade!