Den Partner fragen, ob er Sex mit Anderen gestattet?

Unter dem Titel „Fragen wird man ja noch dürfen“ (Teil 1, Teil 2) hat sich auf dem Blog von Karin Koller eine interessante Diskussion ergeben.  Soll man den Partner fragen, wenn man Lust auf einen „beziehungsfremden“ erotischen Kontakt hat? Oder es lieber lassen, wenn man ahnt, dass er im Grunde gerne ablehnen würde?

Die Gast-Bloggerin IloveAmandaBrown schreibt in Teil 1, sie wünsche sich länger schon, mit einer Frau zu schlafen, weil sie einfach gerne die Erfahrung machen würde, wie das ist. Dann lernt sie sogar eine Frau kennen, mit der es möglich wäre, eine echte erotische Spannung entsteht, die Gelegenheit wäre da. Und ihr kommt die Idee, ihren Partner anzurufen und zu fragen, ob er etwas dagegen hätte.

Aber sie beschließt dann doch, ihren Partner gar nicht erst zu fragen, weil er “aus den falschen Gründen” zustimmen könnte. Und hakt ihren Wunsch ab: “Life goes on”, schreibt sie.

Ja sicher, aber wie? Je mehr Wünsche und Träume ich zugunsten eines Partners aufgebe bzw. nicht verwirkliche, desto mehr TERMINIERE ich damit die Beziehung. Denn diese Bedürfnisse sind deshalb ja nicht weg! Und immer, wenn ich mich an sie erinnere bzw. sie mir wieder neu in den Sinn kommen, sagt die innere Stimme: Geht nicht, solange du mit DIESEM Partner zusammen bist!

Nach und nach addieren sich da auf dem Beziehungskonto allerlei Verzichtsleistungen, von denen der Partner u.U. nicht mal etwas weiß. Tritt dann in der Partnerschaft tatsächlich mal eine Unstimmigkeit, ein nicht mehr “stillschweigend” vermeintlich lösbarer Konflikt auf, wird die ganze Last der vergangenen Verzichte zur Schwere des Konflikts beitragen: Wegen dir hab ich schon auf so viel verzichtet, jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht!

Man tut einer Beziehung also nichts Gutes, wenn man stillschweigend dem Partner zu Liebe dauerhaft eigene Wünsche negiert. Unzählige Beziehungen gehen irgendwann mit Knall auseinander, weil einer oder beide Partner sich dem Gegenüber nur mit den vermutlich „erwünschten“ Seiten zeigte. Alles, was beim Partner vielleicht nicht so gut ankommt, lässt man lieber weg.

Mir wäre das nichts! Ich möchte authentisch bleiben und mich dem Partner mit all meinen hellen und dunklen Aspekten zeigen können – und ich will nicht „für ihn mitdenken“ und entscheiden, ohne ihn überhaupt mit dem Thema zu konfrontieren. Dann hätte ich nämlich nicht mehr das Gefühl, mit dem Geliebten „auf gleicher Augenhöhe“ zweier Erwachsener zusammen zu sein – sondern ich wäre dabei, das Eltern/Kind-Spiel zu spielen: Als „Mutti“ weiß ich dann immer schon, was für ihn gut ist und rede gar nicht erst mit ihm. Und als „Kind“ bin ich entsprechend „brav“ oder „böse“, entlang an den ganz für mich alleine beschlossenen Entscheidungen, die ich ihm nicht zumuten wollte.

Echt: ich hätte lieber KEINE Beziehung als so eine!

Miteinander reden dient auch der Zerstreuung beim Partner vielleicht vorhandenen Ängste. Schließlich ist es nicht ganz weltfremd, zu denken, dass fast jeder in einer langjährigen Beziehung weiß, dass man auch mal erotische Gelüste “nach außen” hat – und dass das ganz unabhängig von der Beziehung so ist. Nur wenn man den Status “Wolke 7″ der ersten Monate als Messlatte nimmt, während der die neue Liebe der/die einzig sexuell Begehrenswerte auf dem Planeten ist, wird man das nicht einsehen (und ist ein Träumer/eine Träumerin).

VERTRAUEN bedeutet: ich darf mich trauen, mich so zu zeigen, wie ich bin. Für mich ist DAS das Wesentliche in einer Partnerschaft. Nicht sexuelle Exklusivität auf “immer und ewig” (was real dann ja meist bedeutet: bis zum nächsten Partner)

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Siehe dazu auch:

Sex und Beziehung ändern sich – Abschied von traditionell gelebten Partnerschaften und Rollenbilden

5 Gedanken zu „Den Partner fragen, ob er Sex mit Anderen gestattet?“

  1. Zunächst muss ich mal sagen, dass es wirklich ein gelungerner Beitrag ist. In einer Beziehung ist es immer sehr schwer wenn man über so ein Thema spricht wenn man nicht der offene Typ ist.

  2. Auch ich finde den Beitrag sehr gelungen und kenne die Problematik mit dem Thema selbst. Auch bei uns war es schwieriger Weg, der dafür gesorgt hat, dass wir es nur gemeinsam tun ;-) Kommunikation der Partner untereinander ist dabei das wichtigste…

  3. Auch ich finde den Beitrag sehr gelungen. Wie mein Vorgänger Erik schon sagt ist die Kommunikation das A & O bei einer solchen Geschichte. Solange beide Partner damit einverstanden sind ist alles bestens. Wenn aber einer damit nicht klar kommt sollte man dies respektieren. Nur so klappt es mit der Partnerschaft.

  4. Ich denke auch, dass reden immer mehr hilft als nicht reden. Wie will man denn glücklich werden, wenn man dem Partner immer irgendetwas verschweigt? Gerade beim Thema Eifersucht muss man zwar sehr vorsichtig sein – aber das ist doch kein Grund, Phantasien gar nicht erst anzusprechen!

  5. 2 Jahre lang hegte meine Partnerin und ich den gleichen geheimen Wunsch Sex mit einer anderen Frau zu haben, ohne dabei tatsächlig an Liebe für meine Partnerin zu verlieren. Bei einer netten Weinrunde hatte ich es dann endlich mal „mutig“ raus gelassen.
    Sie lachte….ich fragte wieso….sie antwortete….ich will es doch auch mal längst ausprobieren.
    Ärgere mich heute noch das ich so viel Zeit hab verstreichen lassen, ohne einfach mal offen drüber zu sprechen.

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