Liebe und Beziehung: für Frauen immer noch an erster Stelle?

In der TAZ gab es in den letzten Wochen eine heftige Diskussion: Die sogenannten „Latte-Macchiato-Mütter“ standen zur Debatte, die ihr berufliches Fortkommen ganz freiwillig zugunsten von Kind und Familie aufgeben. Und dann nach der Trennung vom gut verdienenden Mann erschreckt feststellen, dass sie sozial quasi „ins Nichts“ abgleiten: Endstation Hartz4?

Der Artikel „Schluss mit dem Vergleichen“ von Barbara Dribbusch setzt die Diskussion fort mit Überlegungen zu den Auswirkungen der heute sehr viel freieren Wahl zwischen verschiedenen Lebensentwürfen. Einerseits gewinnen Frauen  mehr Selbstverantwortung und Selbstbestimmung, andrerseits entwickeln sich gesellschaftliche Rollenbilder nicht  so schnell weiter.  Insbesondere das Genre der Liebesgeschichten leistet da einen unsäglich konservativen Beitrag:

In Literatur und Filmen ist es für Frauen oft das biografisch Wichtigste, den „Richtigen“ zu finden, und das hängt vom Schicksal, vom Zufall ab. Das Genre der Liebesgeschichten lebt davon. Die berechnende, die kontrollierende Frau ist die Böse, während die „Unschuldige“ am Ende den Prinzen kriegt.

Und wenn dann ein Kind kommt, bleibt natürlich SIE zuhause und kümmert sich, während der Prinz Karriere macht.

Auch mich wundert immer schon, wie viele Frauen sich doch fürs eigene Liebesleben weit mehr interessieren als z.B. für ihre Arbeit, bzw. dafür, eine Arbeit zu finden oder zu erschaffen, die sie wirklich erfüllt. Natürlich hatte ich auch selber meine schwer verknallten Phasen, in denen ich kaum an etwas anderes dachte als an den Liebsten – dennoch hab‘ ich darüber nie meine berufliche Welt aus den Augen verloren. Nicht weil ich musste, sondern weil das das spannende Feld ist, indem ich an der Welt Anteil nehme und sie mitgestalte. Ein Mann ist mir da schon mal ein begrüßenswerter Gefährte, aber kein „Ersatz“ füs Arbeitsleben.

Da ich keine Kinder habe, kann ich da nicht wirklich mitreden. Oft sehe ich aber, dass Frauen, die nie vorhatten, alleinige Hausfrau und Mutter zu werden, da dann doch rein schlittern, als ginge es nicht anders. Sie sind seltsamerweise bereit, zu akzeptieren, dass der Mann weitgehend vom „Kümmern“ frei gestellt wird – und dass sie es sind, die zuhause bleiben. Erstmal nur fürs erste Jahr gedacht, dann für die ersten drei, und dann verlängert sich das Hausfrauendasein oft genug quasi automatisch. Oder ist es doch „selbst bestimmt“?

Der TAZ-Artikel findet natürlich auch keine Lösung. Die m.E. auch erst in Reichweite kommt, wenn die Kinderbetreuung soweit ausgebaut wird, dass es für Mütter möglich wird, einem anspruchsvollen Beruf nachzugehen.  Das wiederum passiert nicht, wenn Frauen sich so leicht in die alte Rolle drängen lassen – da beisst sich die Katze in den Schwanz!

5 Gedanken zu „Liebe und Beziehung: für Frauen immer noch an erster Stelle?“

  1. Zitat:
    Oft sehe ich aber, dass Frauen, die nie vorhatten, alleinige Hausfrau und Mutter zu werden, da dann doch rein schlittern, als ginge es nicht anders.

    Langsam glaube ich, das ist hormonell bedingt. Ich nenne das Phänomen „Die gar schröckliche Wandlung der Frau zur Mutter“. Sobald das Blag da ist, bekommen viele Frauen einen Scheuklappenblick, der alles neben dem Kind ausblendet. Eine Wandlung, für Außenstehende mitunter ähnlich erschreckend wie die Wandlung eines Menschen zum Werwolf. Mich wundert, dass es im Horror-Genre noch keine Mutter-Romane gibt.

    Wenn Du ein paar Frauen sehen willst, die “ sich doch fürs eigene Liebesleben weit mehr interessieren als z.B. für ihre Arbeit“, dann empfehle ich Dir die letzte Ausgabe der ZDF-Reihe „37 Grad“ vom 7. September mit dem beziehungsreichen Titel „Weiblich, über 50, sucht…“

    Direktlink zum ZDF-Archiv

    Gruß
    Ralf

  2. Die Sache ist doch ganz einfach. Entweder teilen sich die beiden die Erziehungsaufgabe mit den Kindern und arbeiten beide Teilzeit oder aber der Elternteil, der besser verdient geht arbeiten. Das könnte auch die Frau sein. Viele Frauen wollen aber mehr Zeit mit den Kindern verbringen, die sie auf die Welt gebracht haben und sind froh, dass sie so z.B. einem langweiligen 08/15 Büroalltag oder einem ekligen Chef entkommen können.

    Karriere machen ist nichts für Prinzen. Prinzen stehen schon oben auf der Karriereleiter. Wer von unten nach oben will muss hart dafür kämpfen. Männer haben diesen Preis bisher mit einem kürzeren Leben bezahlt.

  3. Ich meine, das es am klügsten ist, wenn derjenige Partner arbeiten geht, der auch am meisten verdient. Egal,ob es Mann oder Frau ist. Dies kommt schließlich der ganzen Familie zugute.Aber letztendlich kommt es immer auf die Wünscher der Partner an und jedes Paar ist verschieden.

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