Kein Viagra für Frauen – gut so!

Das „rosa Viagra“ (Flibanserin),  eine angeblich lustfördernde Pille für die Frau, ist bisher in den USA nicht zugelassen worden – und auch sonst nirgends auf der Welt. Das zuständige Expertengremium fand zu wenig Wirkung bei zuviel Nebenwirkung und sprach sich im Juni gegen die Zulassung aus. Zwar ist das Votum für die Genehmigungsbehörde FDA nicht bindend, doch folgt sie ihm in der Regel.

In den Artikeln, die zum Thema erschienen, wird meist berichtet, dass Pharma-Forscher weltweit nach einem Viagra für Frauen suchen, bisher jedoch ohne Erfolg.  Das bei den amerikanischen Experten durchgefallene Mittel wurde in Deutschland entwickelt, ursprünglich sollte es Depressionen lindern. ZEIT ONLINE fasste den Unterschied der Problematik bei Männern und Frauen recht prägnant in Worte:

Wer als Mann die erektionsfördernde blaue Tablette einnimmt, der „will, kann aber nicht“. Eine Frau, für die Flibanserin infrage kommen könnte, „will nicht“ – und hat ein Problem damit.

Wird eine Frau, die nicht will, überhaupt jemals täglich eine Pille einnehmen, um besser „wollen zu können“ – und dafür sogar Nebenwirkungen wie Depressionen und Schwindelanfälle? Oder auch „Schläfrigkeit, Erschöpfung, Benommenheit und Angstgefühle“, wie im ZEIT-Artikel angeführt. Woher sollte der Wille dazu kommen? Meist handelt es sich doch nicht um eine abstrakte, allgemeine Lustlosikeit, sondern um mangelndes Begehren in einer real existierenden Beziehung. Und die hat bei Frauen in aller Regel keine medizinischen, sondern eher psychologische Gründe.

Aber es ist ja Zeitgeist, alles mechanisch, technisch und pharmakologisch „in den Griff zu bekommen“. Pillen für die Konzentration, Pillen zum Abnehmen, Pillen für die gute Stimmung – warum also nicht auch Pillen für die weibliche Lust? Einen Schritt zu weit ging immerhin das 2003 erfundende „Orgasmus-Implantat“, das Frauen auf Knopfdruck die Lusterfüllung schenke sollte. Die ganze Last mit der Lust wäre komplett überflüssig, doch fanden sich keine Probandinnen, die sich das Teil implantieren lassen wollten. Zur großen Verwunderung des Entwicklers, der geglaubt hatte, Frauen würden ihm die Bude einrennen, um zu den Testpersonen zu gehören.

Für mich ist seit meinen Teeny-Tagen sonnenklar: Wenn ich nicht will, dann will ich nicht. Das ist dann meine individuelle Befindlichkeit in Bezug auf den jeweiligen Mann. Oder auch eine erotische Interesselosigkeit in bestimmten Phasen – z.B. weil mich gerade etwas besonders stresst oder auch begeistert. Dann ist halt nicht genug „Libido“ da für Sex. Will ich das ändern, muss ich etwas im Leben bzw. in der Beziehung ändern. Eine Pille reicht da nicht – never!

2 Gedanken zu „Kein Viagra für Frauen – gut so!“

  1. Vielleicht haben die Leute ja auch mal Gründe dafür – z.B. das Gefühl, als bloßes Triebbefriedigungssystem angesehen zu werden.

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