Sven Hillenkamp hat ein Buch geschrieben mit dem provozierenden Titel „Das Ende der Liebe“. Auf BRIGITTE ONLINE gibt es eine Leseprobe und ein Interview mit dem Autor.
Seine Hauptthese in aller Kürze: Die heute selbstverständliche Freiheit, zu lieben wen wir wollen, ist der größte Feind der Liebe. Denn auch wenn wir einen Partner gefunden haben, gibt es fortwährend die Möglichkeit, ja geradezu den Zwang zum Vergleich: da draußen könnte einer herum laufen, der noch besser zu mir passt, mit dem das Leben spannender verläuft und die Gefühle heftiger sind. Mit diesem – mal bewussten, mal unbewussten – ständigen Vergleichen werde Liebe unmöglich – das meint jedenfalls Sven Hillenkamp.
Eine Lösung des Dilemmas hat er allerdings nicht:
„Was ich mir aber wünsche, ist, dass die Menschen durch das Buch ein bisschen Last und Scham von der Schulter genommen bekommen. Wir freien Menschen empfinden ja eine doppelte Scham. Einerseits schämen wir uns, weil wir nicht das Optimale erreicht haben. Und dann schämen wir uns zusätzlich, weil wir ständig versuchen, das Optimum zu erreichen, und uns deswegen als narzisstisch und neurotisch begreifen. Wer sich bewusst macht, dass wir in einer Gesellschaft leben, die alle Menschen mit der Unendlichkeit konfrontiert und dass die unendliche Sehnsucht und Scham kein persönliches Reifeproblem sind, dem ist schon viel geholfen. Wir müssen also die Zwänge der Freiheit wahrnehmen.“
Nun, ich glaube, der Autor verallgemeinert hier ein Lebensgefühl und Verhalten, in dem er sich vielleicht selbst vorfindet, das aber keinesfalls für alle zutreffen muss. Mir ist Vergleichen z.B. eher fremd, wenn ich einen Partner habe, mit dem ich mich wohl fühle – warum sollte ich mir da um Andere überhaupt einen Kopf machen?
Als Voraussetzung eines so entspannten Verhältnisses zur Partnerschaft sehe ich den Verzicht auf „Katalog-Suche“ in Internet-Communitys oder anderen expliziten Partnersuch-Tools: wer sich mal dran gewöhnt, den Wunschpartner als eine Zusammenstellung erwünschter Eigenschaften ganz rational zu beschreiben, läuft Gefahr, aus diesem „Daten-Check-Verhalten“ nie mehr heraus zu finden. Da gibts ja dann immer noch genug Andere, die an diesem oder jenem Punkt BESSER übereinstimmen… Nicht der andere Mensch als ganze, letztlich unergründliche Person ist dann gemeint, sondern der Partner als Lieferant bestimmter Features: ein Kosumverhalten, das gewiss nicht der Liebe dient.
Statt dessen lernte ich meine Partner immer beiläufig im Rahmen meiner Interessen und Hobbys kennen, was der Romantik sehr viel dienlicher ist. Denn dann ERWARTET man nichts derartiges, aber plötzlich ist da einer, bei dem es funkt. Und das gemeinsame Interesse ist gleich auch etwas, was die Beziehung über die Momente großer Gefühle hinaus trägt. Da muss ich nicht vergleichen, denn ich weiß ja, was ich an meinem Liebsten habe!
Danke – ich habs korrigiert! :-) Wie hat das Buch Dir denn gefallen?
Wird im Buch auch die Definition von „Liebe“ geklärt? Man sollte „Liebe“ klar von „Sex und Lust“ trennen. Liebe hat etwas mit Vertrauen und Zufriedenheit zu tun, Sex und Lust hingegen mit Trieb und Befriedigung. Triebe wird es geben solange es das Leben gibt und Liebe wird es geben solange man Vertrauen hat.
@Kai: wer könnte denn „Liebe“ je abschließend „klären“!!!
Und WENN du schon richtigerweise Lust/Sex definitorisch von Liebe trennst, sollte auch „Vertrauen“ keine Bedingung der Liebe sein. Ich kann auch jemanden lieben, dem ich nicht vertraue – nur kann das evtl. dazu führen, dass ich keine enge Partnerschaft mit ihm leben kann.
VERTRAUEN meint ja meist, dass das Gegenüber unseren Erwartungen gemäß handelt. Kann man wirklich behaupten, diese Berechenbarkeit sei Voraussetzung von Liebe? Ist Liebe nicht gerade etwas, das unabhängig von Gegenleistungen da ist – oder eben nicht?
Siehe dazu auch den Artikel
Vertrauen und Beziehung im Digital Diary.
@Kai
So können nur Männer posten, sorry! :) Für Männer ist es immer sehr einfach zwischen Liebe und Sex zu trennen – für uns Frauen ist das nicht so leicht, denn wir sehen in dem ganzen ein Sammelsurium aus „Liebe, Geborgenheit, Lust, Vertrauen und Sex“. Ist nicht böse gemeint von mir, aber in diesem Bereich werden sich wohl Frauen und Männer niemals so richtig einig werden! LG, die Mia