Die nächste wunderbare Geschichte aus dem Kurs “Erotisch Schreiben” ist von Jan Valta. Ich freue mich, die gelungene Porno-Satire im Lustgespinst veröffentlichen zu dürfen – herzlichen Dank!
Dass Wanne-Eickel den Zuschlag für die diesjährige Ausrichtung der Sexolympiade bekommen hatte, war natürlich DIE Sensation für die Stadt. „Lass jucken, Kumpel“ stand in großen Lettern schon an der Autobahnbrücke über die A42 und an der Abfahrt Herten warb McPorn, einer der Hauptsponsoren des Wettbewerbs mit „Los Orgasmos-Wochos“ in lockerer und semantisch nicht so ganz gelungener Anspielung auf Mexiko, den Ausrichter der Porniade 2008: „Hot Dog und Big Whopper zum absoluten Aktionspreis von 1 Euro 69“..
In der festlich geschmückten Gipfelhalle war die Bühne und die großen Projektionsleinwände noch verhüllt; aber über die Lautsprecheranlage konnte jedermann live in Dolby-Stereo mithören, wie es bei den Vorjahressiegern Björn und Shakira auf der Lustwiese im Tonstudio gerade rattenscharf zur Sache ging: Ahhh, ohh, blas weiter, hmmm, fick mich, tiefer, tiefer usw usf…
Als Repräsentant der örtlichen Presse sowie als Schriftwart der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr hatte ich das Privileg, den Aufnahmeraum direkt beisichtigen zu dürfen. Shakira, die eigentlich Ingeborg heißt, stöhnte gerade: „Ahhh, dein geiler, starker Schwanz macht mich so feucht…“ in ihre Headset-Garnitur; wobei sie auf einem Bürostuhl saß und in einer Zeitung blätterte. Sie trug eine Jogging-Jacke und -Hose von Tchibo (TCM), selbstgestrickte Ringelsocken und Flipflops, auch von Tchibo. Bei der Zeitschrift handelte es sich um die neue „Igitte“, einer Frauenfachzeitschrift für Pornokultur und Sexualakrobatik. Björn, der tatsächlich Björn heißt, blätterte ebenfalls in einer Illustrierten, es war das Kundenmagazin der Fleischerinnung mit Rezeptanregungen für seinen nahen Geburtstag. Als er „mein Schwanz wird dich sattmachen, du Schlampe“ ächzte, blieb sein Blick an einem Rezeptvorschlag für eine Mockturtle mit scharfer Chili-Soße hängen.
In der Gipfelhalle hatten die Sexathleten inzwischen ihre Positionen auf den erleuchteten Lustwiesen bezogen. Die erste Disziplin war der Schnellfick. Hier kam es, wie man sich denken kann, ausschließlich auf die Zeit an. Den ersten Platz belegte Boris B. aus Rammstein; in einer Traumzeit von 13,4 Sekunden war er fertig; gerade einmal 3 Stöße hatte er bis zum Big Bang gebraucht. Seine Partnerin Camelia lächelte stolz und glücklich; die Halle tobte…
Als nächstes stand olympisches Hindernisvögeln auf dem Programm; hierbei versuchten die gegnerischen Mannschaften die Protagonisten in ihrem Treiben zu behindern. So wurde das Team aus Hodenhagen bei Hannover kurz vor dem finalen Schuß von einem Damenkegelverein mit Eiswasser übergossen, was die Athleten um mindestens 50 Stöße zurückwarf. Die Mannschaft aus Fickmühlen bei Bederkesa (Landkreis Bremerhaven) wurde durch das Verlesen eines Steuererhebungsfragebogens der örtlichen Finanzverwaltung behindert. Die Favoriten Sandra und Markus aus Berlin-Spandau hatten mit Abbildungen von Markus Schwiegermutter zu kämpfen; eine Maßnahme, von der viele Zuschauer meinten, sie sei unter der Gürtellinie (dies nicht im positiven Sinne der Veranstaltung gemeint).
An weiteren Disziplinen stand Gewichtheben auf dem Programm, die Porno-Akrobaten hatten es hier Partnerinnen in der Reiterstellung zu besorgen, deren Body-mass-Index weit jenseits von 50 kg/m² lag. Nach Hammerweitwurf und Kugelstoßen strebte die Veranstaltung dann ihrem Höhepunkt zu, dem Sex-Biathlon.
Bei diesem Wettbewerb, bei dem ja bekanntlich die männlichen Sexathleten im Adamskostüm zunächst eine Kletterwand überwinden müssen um zu ihren weiblichen Partnerinnen zu gelangen, die in lockender Grätschstellung auf den Lustwiesen dahinter warten, war es im vergangenen Jahr zu einem tragischen Unfall gekommen: Einer der Teilnehmer war mit einem exponierten Körperteil an einer scharfen Kante der Hinderniswand hängengeblieben. Die Veranstaltungsleitung hatte dem Rechnung getragen und alle Rundungen abgepolstert sowie das ganze Sexmöbel vom technischen Überwachungsverein prüfen lassen. Bei dem eigentlichen Hauptakt kam es dann nicht nur auf die Zeit und die Anzahl der Stöße an; auf Anregung des örtlichen Kulturvereins hatte man auch eine Stil-Note eingeführt; außerdem gab es Bonuspunkte für einen nachgewiesenen Orgasmus der Frau.
Sandra und Markus machten mit Abstand das Rennen. Markus schlenzte gekonnt über die Kletterwand und legte eine famose Nummer mit Sandra in Bestzeit hin unter der Anwendung von sieben makellos durchgeführten Stellungen und einem gewaltigen Finalschuß. Sandra standen Tränen der Rührung in den Augen, als sie sich nach der Siegerehrung in bewegten Worten bei ihrer Trainerin Beate Uhse, bei ihren Eltern und bei dem großartigen Publikum bedankte.