Intimität – so schön, so leicht, so schwer

TANTRA-Special: IntimitaetConnection ist ein Magazin, ein Verlag, ein Projekt, ein Experiment, eine Never-Ending-Story, die es eigentlich verdient hätte, sehr viel bekannter zu sein als sie es ist. Das liegt vermutlich an der Verwurzelung in der „Spiri-Szene“, an der zwar jede Menge Leute in irgend einer Form Anteil nehmen, sich aber vorsichtigerweise nicht dazu bekennen. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten – und keiner weiß ja so genau, wo im großen bunten Blumenstrauss der Lebenskünste und Heilslehren das Licht aufhört und der Schatten beginnt.

In Sachen EROTIK ist das allerdings nicht schwierig: im westlichen Neo-TANTRA, von dem viele Connection-Magazine und Specials handeln, geht es vor allem darum, unsere Lust aus der Schmuddelecke zu befreien und andrerseits die oft leidvollen Verstrickungen bewusst zu machen, die uns Sex im Rahmen einer Liebesbeziehung oft genug beschert. Das neue TANTRA-Special „Intimität“ ist uneingeschränkt empfehlenswert, auch wenn man selber nicht drauf und dran ist, ritualisierten Geschlechtsverkehr in der Gruppe praktizieren zu wollen. Die Problematik von Verschmelzungssehnsüchten bei gleichzeitiger Angst vor Nähe schwingt zum Beispiel bei fast jedem Liebespaar mit: dazu bringt das Heft ganz wundervoll tief schürfende Artikel, wie etwa „Emotional verschmolzen – und trotzdem ich selbst“ von Heinz Körner, oder „Ich liebe dich – aber komm mir nicht zu nah“ von Lucian Loosen.

Dankenswerterweise stehen diese Beiträge im Volltext zur Verfügung, doch ganz besonders gut gefallen haben mir auch „Mutig intim sein – sich verletzlich zeigen“ von Saleem Matthias Riek, „Vorgetäuschte Orgasmen und andere Versteckspiele“ (Regina Heckert), und natürlich die erotischen Szenen und Geschichten, wie etwa „Der Voyeur und die Lust sich zu zeigen“, in dem Christian Mey erzählt, was aus einer Begegnung im Chatroom folgen kann. In seiner Männerfantasie, hab ich mir schmunzelnd gedacht, aber wer weiß, wenn Mann mal das Glück hat, eine absolut neue Einsteigerin in diesem Medium zu erwischen, kann vielleicht geschehen, was hier ohne Frage sehr erotisch beschrieben ist.