Immer wieder gesucht: Porno für Frauen

Nach wie vor suchen viele Surfer (und Surferinnen?), die hier landen, nach “Porno für Frauen”. Bei Google steht der alte Artikel dazu auf Platz zwei – ein deutliches Zeichen, wie sehr die Erotik-Branche dieses Gebiet vernachlässigt, obwohl es doch offensichtlich eine Nachfrage gibt. Früher nahm ich an, dass diese Nachfrage einfach zu gering sei, um die Produktion von anspruchsvollen filmischen Erotika zu rechtfertigen. Das mag immer noch stimmen, doch ist es bei näherer Überlegung nicht die einzige Hürde: WAS sollte denn ein “Porno für Frauen” eigentlich sein?? Und aus welchen Gründen wird danach gesucht?

Wenn ich von mir ausgehe, so würde ich – mal analog zum männlichen Konsumenten gedacht – keinen Porno ausleihen wollen, um mich mit mir alleine zu vergnügen. Das eigene Kopfkino ist dafür weit geeigneter, erfüllt es doch jegliche “Anspruchshöhe” und jeden persönlichen Sonderwunsch bei null Kosten. Hauptrollen haben darin meine jeweiligen Geliebten, wenn Fremde auftreten, bedürfen diese Figuren keiner besonderen Spezifizierung, was die äußere Erscheinung angeht. Es ist nicht so wichtig, wie sie im Detail aussehen, wichtiger ist, was geschieht und was ich dabei empfinde: Frauen stehen auf “die Story”, das haben auch die Filmschaffenden schon erkannt, doch Storys á la “allein zu Haus, der Handwerker kommt” sind nicht wirklich das, was vom Hocker reißt. Was aber ist es dann?

Jagderfolg und Nestbau

Übliche Pornos für männliche Betrachter brauchen keine Geschichte: der sexuelle Akt in 1000 Variationen ist es, den sie sehen wollen, mit immer neuen Frauen in der Hauptrolle. Das visuell orientierte Gehirn des Mannes ist durch die optischen Reize primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale billig zu bedienen, kein Wunder also, dass “der Markt” genau das bietet und kein bisschen mehr. Zudem sind Männer – mal evolutionsgeschichtlich aufs Ganze gesehen – immer auf der Jagd, ihren Samen möglichst breit zu streuen. Ein Pornofilm zelebriert den Jagderfolg und unterschlägt die Anstrengungen bis dahin: Märchen werden wahr, genau wie im Hollywoodschinken immer das Gute siegt. Es wäre falsch, aus den Pornos auf die wahren Wünsche der Männer in Bezug auf das weibliche Geschlecht rückzuschließen, wie es die Frauenbewegung einst tat: Pornos sind Masturbationsvorlagen und als solche kein Vorbild für echte erotische Begegnungen, die weit mehr umfassen als das bloße Triebgeschehen. Ihr Vorhandensein ist keine Beleidigung des weiblichen Geschlechts, bzw. – wenn schon – nur in dem Maße, wie es auch die feuchten Jungmädchenträume vom Märchenprinzen sind, der mit Rosensträußen und Liebesgeflüster nur so um sich wirft: in beiden Fällen ist die Persönlichkeit des Geschlechtspartners kein Thema, das Gegenüber wird auf ein Rollenstereotyp und schlichteste Bedürfnisbefriedigung reduziert: hier der Jagderfolg, dort die Nestbauperspektive. Der moralische Zeigefinger zeigt ins Leere, bzw. ist bloßer Ausdruck der gesellschaftlichen Dominanz der “Nestbauwerte”, von denen real existierende Geschlechterbeziehungen weitgehend bestimmt sind.

Die Lüge im Porno

Ein Leser, der den Mut hatte, sein Herfinden über “Porno für Frauen” zuzugeben, schrieb:

“Ich bin ein Mann und finde die üblichen Pornos im Netz ziemlich übel. Das Klisché “Mann nimmt Frau und vögelt sie” wird perfekt bedient. Daß beim Sex beide Partner gleichwertig sind, sehe ich nur bei lesbischen Filmen. Ich sehe dies also nicht als eine Suche nach Pornos für Frauen, sondern als Suche nach Pornos, die Mann und Frau gerecht werden und den Mann nicht als Wesen darstellen, das sich alles nimmt, was bei 3 nicht auf dem Baum ist. Keine Ahnung, was der Mann denn als Mann zu sehen sucht; das was ich sehe, stellt hoffentlich das dar, was Mann meint, Mann würde es suchen. Mit Erotik hat das ganze nichts zu tun. Da haben die Frauen unter sich mehr zu bieten. … ich würde mich freuen, einen Porno zu finden, der nicht als Masturbationsvorlage dient, sondern als Stimulierung für beide Partner!”

Als Masturbationsvorlage für Männer sind “übliche” Pornos also durchaus geeignet, das stellt auch dieser Leser nicht in Abrede. Ihn stört die mangelnde “Gleichwertigkeit” der Geschlechter in den dargestellten Szenen, was ihn persönlich ehrt, jedoch dem Genre nicht gerecht wird. Gleichwertigkeit ist nicht Thema der Pornos, sondern der Jagderfolg, siehe oben. Und eine Beute ist nun mal nicht gleichberechtigt, ebenso wenig wie der rettende Märchenprinz im Courts-Mahler-Film seinen Job “gleichwertig” erledigen könnte: er muss Göttergestalt sein, machtvoll und weise, souverän und überlegen wie kein Mann von dieser Welt.

Zur pornofilmüblichen Realitätsverzerrung gehört nicht nur, dass “Mann alles vögelt, was bei 3 nicht auf dem Baum ist”, sondern auch, dass Frau gar keine Anstalten macht, sich Richtung Baum zu retten. Sie ist im Gegenteil allzeit willig, allzeit geil: Lust wird “lustig” (ohne eigene Erregung betrachtet geradezu lächerlich), Sex wird harmloses Freizeitvergnügen, bar jeder Brisanz. DAS ist die hauptsächliche Lüge des Pornos, die nicht aufgehoben werden kann, ohne dass er seine zweifelhafte, aber doch vorhandene Legitimität verlöre. Die natürliche weibliche Abwehr sexueller Avancen beliebiger, mal eben geiler Männer darf nicht gezeigt werden, denn “ohne Story”, ohne die auch für den Mann problematische Phase der Annäherung, die immer auch die Gefahr des Scheiterns birgt, ist sie nicht überwindbar. Außer in einer Vergewaltigung – und in diesen Verdacht darf ein Porno natürlich nicht geraten. Ein Film, der den Mann mit den tatsächlichen Geschlechterverhältnissen konfrontiert, verlöre zudem seine Nutzbarkeit als Wichsvorlage. Er wäre nicht mehr rentabel, gleichwohl teurer in der Herstellung, wäre “richtiger Film”, kein Pornofilm mehr.

“Porno für Frauen” kann es so gesehen nicht geben, was nicht heißen soll, dass es nicht auch Frauen gibt, die sich mal – allein oder mit dem Partner – einen gängigen Porno ansehen. Neugier ist ja auch ein Trieb, und das gemeinsame Ansehen spielt in einer anderen Dimension als der autistische Porno-Konsum zu Masturbationszwecken.

Filme gesucht

Was bleibt, ist die Suche nach Filmen, die beide Geschlechter “in Stimmung bringen”. Ich denke, da gibt es einige, wenn auch nicht viele, die wirklich Erotisches zeigen. Es sind nicht unbedingt “Erotik-Filme” (diese Soft-Pornos, in denen der Mann immer gut aussieht und auch ein wenig “Märchenprinz-Qualitäten” aufweist) sondern Filme, die die Begegnung der Geschlechter in aller Brisanz zeigen – erregend und oftmals verstörend zugleich, wie es halt ist, wenn ein individuelles Wesen ein anderes so nahe an sich heran lässt, sich gar körperlich mit ihm vereinigt.

Persönlich erinnere ich mich gern an einen uralten Film (Anfang 70ger) mit Jeanne Moreau in der Rolle einer Dorflehrerin in Südfrankreich, die in der Hitze des Sommers vom Anblick eines Waldarbeiters erotisch ergriffen wird. Sie steht hinter einem Baum und beobachtet ihn, der sich gerade vom Bäume fällen ausruht, das Hemd ein wenig geöffnet, die Sonne spielt auf seiner behaarten Brust (heute nicht mehr “angesagt”, ich weiß!), die sich im Rhythmus des Atmens hebt und senkt – er döst und weiß nicht, dass er beobachtet wird. Es gibt keine “expliziten Bilder”, doch ihr Stöhnen lässt wissen, dass sie es sich selber macht, an den Baumstamm gepresst – wow! Die beiden, die nach den Werten ihrer Gesellschaft so gar nicht zueinander passen, begegnen sich noch öfter, wobei das Heimliche und Verbotene dieses zueinander Strebens immer mitschwingt. Es wird wenig geredet, sie spielen das “große Spiel” ohne viele Worte: Am Rande einer Wiese steht er im Mondlicht und wirft seinen langen Schatten auf das Gras. Sie – mehrere Meter entfernt – legt sich lang ins Gras, in diesen seinen Schatten, der nun zu wandern beginnt, während er langsam, doch ohne den Blick von ihr zu wenden, ein paar Schritte zur Seite geht. Sie rollt sich um die eigene Achse, um immer in seinem Schatten zu bleiben – ein Bild, das mir auch nach über dreißig Jahren noch als ungeheuer erotisch im Gedächtnis ist. Ein Happy End gibt es in dieser Geschichte nicht: der Mann wird von den Dörflern umgebracht, da er die Ordnung der Dinge durcheinander bringt. Dennoch wäre er für heutige Sehgewohnheiten zu harmlos, in praktisch jeder Hinsicht – doch als damals 18-Jährige hat er mich “voll erwischt”!

Als es noch viele Verbote und Tabus gab, war es vergleichsweise leicht, Erotik filmisch zu inszenieren. Heute ist Sex Gegenstand allgegenwärtiger Beratungsliteratur in Frauen- und Männermagazinen, sexuelle Reize dienen als verkaufsfördernde Zugabe auf 10.000 Produkten – kein Wunder also, dass “echte Erotik” zum Verschwinden tendiert.

5 Gedanken zu „Immer wieder gesucht: Porno für Frauen“

  1. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch das Buch von Charlotte Roche „Feuchtgebiete“. Die einzige Frau, die öffentlich zugibt, dass Sie Pornos eigentlich mag. Nur dass Frauen darin oft wie Pferde behandelt werden, ist für sie nicht OK.

  2. Tja, auch ich bin auf der Suche nach „Porno für Frauen“ auf Eure Seite gelangt. Ich kann nicht sagen was andere Frauen suchen, aber was ich suche. Was erwarte ich von einem Porno für heterosexuelle Frauen:
    – Filmtitel: Die meisten Titel törnen mich schon ab. Brutale, derbe Titel, Schimpfworte ohne jedes Niveau.
    – Story: Kann von mir aus auch ohne Worte sein, wenn die Szenen an sich eine subtile Story erzählen. Dennoch würden mich Erotikfilme wie z.B. 9 1/2 Wochen u.ä. mit mehr „Einblick ins Detail“ sehr ansprechen.
    – Sex: Normalen Sex zwischen Paaren in einem Porno zu sehen wäre mal eine echte Abwechslung! Selbst in harmloseren Streifen ist mir in der Regel zu viel orales, gleichgeschlechtliches und vor allem anales und Gruppensex enthalten.
    – Darsteller: Vor allem die Darstellerinnen sind viel zu unnatürlich. Silikonbrüste und tonnenweise Make up wollen Frauen und bestimmt auch viele Männer nicht sehen. Schmerzverzerrte Frauengesichter bei bestimmten Praktiken sind auch nicht das was Frau sehen möchte.
    – Kulisse: Billige Sofas, Neonlicht u.ä. törnen Frauen ab. Eine sinnliche Athmosphäre Indoor und natürlich, romatische Plätze Outdoor sind meiner Meinung nach gefragt.
    – Musik: Wenn Musik verwendet wird, dann erinnert diese meist an das was Frau sich unter der „Athmosphäre“ in einem billigen Bordell vorstellt.
    Bis jetzt habe ich nur einen Film von Strawberry Seductress gesehen, der meiner Vorstellung näher kommt. Sexual Sushi ist für Frauen gemacht worden. Leider ist der Film nur 30 Minuten lang und dafür recht teuer. Was mir auch nicht gefällt ist das die Hälfte des Films aus Lesbenszene besteht, ansonsten ein guter Schritt in die richtige Richtung. Meinen Partner hat dieser Film auch angesprochen. Ich hoffe mein Beitrag wird auch von Produzenten gelesen, die die Frau als potentiellen Kunden sehen.

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