Laura

Diese verstörende Geschichte, die uns in die Abgründe der Verstrickung aus Beziehung, Abhängigkeit und psychischem Sadismus führt, ist im Kurs “Erotisch schreiben” entstanden. Ich danke der Autorin Ursel Newiger für die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen.

Nachdenklich stand Laura in der Küche. Es war Mittwoch und ihre Haushaltshilfe hatte frei. Wie üblich war sie an diesem Tag gerade dabei, Paul eins seiner Lieblingsgerichte zu kochen und hatte sich für Lasagne entschieden, die er besonders gern mochte. Natürlich sollte alles von ihr selbst zubereitet werden, vom Nudelteig angefangen über die Tomatensauce aus frisch gekochten, geschälten Tomaten bis zur Bechamelsauce, die sie nun in einem Kochtopf anrührte. Kochen machte ihr Spaß, vor allem, wenn sie allein in der Küche stand und von niemandem gestört wurde. Es war wie eine Meditation. Sie rührte und rührte, dabei zogen Gedankenfetzen aus den letzten Jahren vorbei. Paul war ihre große Liebe gewesen, der erste und einzige, mit dem sie jemals geschlafen hatte. Sie nannte es niemals Sex, sondern Liebe machen, da spielte Romantik eine Rolle, es roch nach Zärtlichkeit, es bedeutete innige Zweisamkeit. Anfangs war es auch so gewesen. Paul war romantisch, war zärtlich, liebte ihre gemeinsamen Nächte. Von Anfang an war sie stolz auf ihn, den Medizinstudenten, der seinen Abschluss mit Auszeichnung bestand, der Assistenzarzt im renommierten Stadtkrankenhaus wurde und jetzt seit einigen Jahren Oberarzt war. Seine Habilitation hatte ihm in Mediziner- kreisen großen Respekt verschafft und sie unterstützte ihn, wo sie konnte, bewunderte seinen Ehrgeiz, die ihn bestimmt zum Chefarzt werden ließ, wenn sein oberster Vorgesetzter in den Ruhestand trat. Sie verehrte ihn abgöttisch, sah zu ihm auf und beteuerte ihre Liebe zu ihm jeden Tag. Anfangs war sie verunsichert gewesen, dass er sich ausgerechnet sie zur Ehefrau auserwählt hatte. Aber sie fügte sich im Laufe der Zeit sehr gut in ihre Rolle als Ehefrau ein und wurde zunehmend als gute Gesellschafterin bekannt, die in der Küche wahre kulinarische Köstlichkeiten zuzubereiten verstand. Ihr charmantes Wesen, ihr gewinnendes Lächeln, aber auch ihre gute Figur, die sowohl in Jeans und Pullover als auch in exquisiter Abendgarderobe wohl anzusehen war und neidische Blicke hervorrief, zog Männer wie Frauen an. An der Seite ihres Mannes war sie die perfekte Gastgeberin und jeder war von ihrer wunderbaren Ehe überzeugt. Sie selbst natürlich eingeschlossen. Zwei Kinder hatte sie ihm geboren, deren glänzende Karrieren vorprogrammiert waren. Marla, die ältere Tochter, würde bald ihr Studium in Oxford abschließen und Thomas begann seine Laufbahn an der Wallstreet. Besser konnte es nicht sein.

Laura stand noch immer am Kochtopf und achtete kaum auf die dicke, sämige Bechamelsauce, die Blasen schlug und anzubrennen begann. Erst als eine große Blase zerplatzte und ihr ins Gesicht spritzte, erinnerte sie sich an ihre Tätigkeit, fluchte laut und stellte den Topf schnell beiseite. Mit geschickten Händen schichtete sie die unterschiedlichen Lagen aus Nudelblättern, Fleisch, Tomatensauce und Bechamelcreme übereinander in einer Auflaufform, krönte alles mit einem Belag aus geraspelten Käse und stellte es in den Ofen. Ein Blick auf die Uhr bestätigte, dass das Essen pünktlich um halb acht serviert werden könnte. Perfekt. Genauso wie der frische Salat, den sie bereits zubereitet hatte. In einer halben Stunde erwartete sie Paul zurück. Sie deckte den Tisch, stellte eine Flasche Rotwein bereit und wartete. Plötzlich hatte sie den Drang, eine Zigarette zu rauchen. Paul hasste ihre gelegentlichen Rauchattacken, die sie dann und wann mit voller Macht überkamen. Unerklärlich. Mit Schuldgefühlen beladen lief sie die Treppe zu ihrem Ankleidezimmer hinauf, zog eine Schublade nach der anderen ihrer Frisierkommode heraus, tastete hektisch nach der Zigarettenschachtel, die sie dort versteckt hatte und fand sie schließlich hinter Bergen von Tempos, Wattebällchen und Kosmetika. Enttäuscht entdeckte sie nur eine zerdrückte Zigarette, verbarg sie wie einen Schatz in ihrer Hand und rannte damit die hinunter auf die Terrasse. Ach, die Streichhölzer hatte sie vergessen. Mit einem Satz riss sie die Terrassentür auf und lief in die Küche. Wo hatte sie nur die verdammten Streichhölzer gelassen? Plötzlich fielen ihr die Kerzen ein, die im Esszimmerschrank lagen. Sie hastete in das angrenzende Zimmer und fand endlich das, was sie suchte. Sie schaute auf ihre Armbanduhr: noch fünfzehn Minuten Zeit. Das würde reichen. Sie hetzte auf die Terrasse, schloss die Tür, damit bloß kein Rauch ins Hausinnere schwebte, brach einige Streichhölzer ab und zündete endlich die Zigarette erfolgreich an. Seufzend tat sie einen tiefen Zug. Sie hatte das Gefühl, plötzlich fast gestorben zu sein. Schnell noch einen tiefen Zug, das beruhigte. Der Blick auf die Uhr verhieß ihr noch zehn Minuten. Bald würde Paul die Haustür aufschließen, sich unwillig den Mantel ausziehen und nach ihr rufen. Der Duft der Lasagne würde bis in den Flur reichen und ihn hoffentlich gnädig stimmen. Das hoffte sie immer. Doch die Angst vor einer wiederholten Enttäuschung verursachte Magenschmerzen, schon seit Jahren. Ein letzter Zug aus der Zigarette, schnell zerdrückt und in der Gartenerde eingegraben. Den Pfefferminzbonbon in der Hosentasche steckte sie sich in den Mund, lutschte und lutschte bis nichts übrig blieb und hauchte sich mit vorgehaltener Hand ihren Atem zu. Gut, nichts mehr zu merken. Alles wird gut.

Eine Minute später hörte sie einen sich drehenden Schlüssel in der Eingangstür und Paul trat ein. Sie stand zum Empfang bereit und ließ sich auf die Wange küssen.
„Musst du mich immer mit deinem widerlichen Zigarettenparfum begrüßen? Das ist das letzte, was ich jetzt brauche.“
Ihre Gesichtszüge erstarrten. Schuldbewusst drehte sie sich um und ging in die Küche. Der aus dem Ofen strömende, appetitanregende Duft des italienischen Nudelgerichts jedoch verbesserte ihre Laune augenblicklich und gab ihr die Hoffnung auf einen netten Abend zurück.
„Liebling, ich habe Lasagne im Ofen. Die isst du doch so gern“, rief sie ihm betont fröhlich zu, auch wenn sie in ihrem Hals wieder einmal einen dicken Kloß verspürte.
„Ich dusche kurz, dann komm ich.“
Sie rannte ins Esszimmer, zündete die Tischkerzen an und begutachtete in deren Schein genau die Weingläser. Paul hasste Streifen oder Fettflecke auf den Gläsern. Das könnte einen ganzen Abend verderben. Ein Glück, alles war in Ordnung. Zufrieden ging sie zurück in die Küche und holte die Lasagne aus dem Ofen. Köstlich, schnupperte sie.
Es wird ein perfekter Abend, daran gibt es nichts zu zweifeln, dachte sie ein wenig erschöpft.
Geräusche im Arbeitszimmer ließen sie aufhorchen und sie sah, wie Paul an seinem Schreibtisch Papiere ordnete.
„Liebling, das Essen ist fertig. Kommst du bitte?“
„Ja, ja, gleich.“
Pauls Stimme hatte einen ungeduldigen Unterton bekommen, der nichts Gutes verhieß. Hatte sie wieder etwas falsch gemacht? Entschlossen, sich nicht aus der Ruhe zu bringen, stellte sie die dampfende Lasagne auf den Tisch und vermischte den Salat ein letztes Mal.
„Könntest du bitte den Wein öffnen?“ rief sie und setzte sich.
„Ja, ja.“
Sie verteilte den Salat auf zwei kleine Teller.
„Müssen wir eigentlich immer den teuren Wein trinken?“ hörte sie ihn hinter sich. „Und was bedeutet das? Dieses Essen? Hast wohl ein schlechtes Gewissen? Ich kann so was riechen.“
Wie versteinert schrumpfte sie auf dem Stuhl, fühlte das schlechte Gewissen wie einen Fluch. Ja, sie hatte wieder geraucht, aber hatte er je gefragt, warum sie wieder angefangen hatte? Paul öffnete den Wein mit einem Plopp: „Rotwein muss man vorher dekantieren, wie oft soll ich dir das noch sagen? Ein Glück, dass du für solche Aufgaben normalerweise andere Leute hast.“
Er goss sich sein Glas voll und trank es in einem Zug aus. Dann füllte er es erneut und setzte sich hin, Laura musste sich selbst einschenken. Langsam stand sie auf, schnitt zitternd ein Stück Lasagne ab und legte es Paul auf den Teller.
„Was zitterst du denn so? Bist wohl noch ganz kaputt von deinen Nachmittagseskapaden. Meinst du, ich weiß nicht, warum du mir meine Lieblingsspeise kochst? Ich seh es dir an.“
Missmutig stocherte er in seinem Essen. Als er einen ersten Bissen probierte, spuckte er ihn sofort aus: „Puuh, ist das heiß!“
Zaghaft riskierte sie einen Blick auf ihren Mann: „Liebling, was siehst du mir an?“
Er warf seine Gabel heftig auf den Teller. Laura zuckte und nun prasselten seine Worte auf sie ein. Wie immer.
„Wie? Du weißt es nicht? Glaubst du wirklich, ich hab deine Blicke nicht bemerkt, die du unserem neuen Assistenzarzt zugeworfen hast? Auf unserer letzten Party? Der feine Herr Marquardt, was der sich einbildet! Glaubt, dass er in seinem Alter und mit seinem Aussehen jede Frau kriegen kann. Der steigt jeder Krankenschwester hinterher. Widerlich.“
Nun matschte Paul die Lasagne zu Brei. Seine Bewegungen wurden heftiger.
„Und was bildest du dir ein? Meinst du, der bleibt lange bei dir? Wenn der genug von dir hat, dann lässt er dich fallen, wie eine heiße Kartoffel. Oder wie dieses Essen hier“, und spie seinen Bissen aus. Die Gabel fiel zu Boden.
„Ich will dir eins sagen: Glaub ja nicht, dass ich nicht weiß, was du hinter meinem Rücken treibst. Ich weiß alles, ich sehe alles. Du bist ein Flittchen. Und wie du immer aussiehst bei den Festen.“
„Aber du möchtest doch, dass ich mich nett zurecht mache“, wagte sie einzuwenden.
„Soll ich mich mit einer schlecht gekleideten Frau zeigen? Einer mit strähnigen Haaren, die sich gehen lässt. Nein, nein, das lass ich nicht zu. Aber musste das Kleid solch einen Ausschnitt haben, dass dir dein Busen beinahe herausfiel?“
Ihr stockte der Atem. Das hellblaue Kleid, dass sie bei ihrem letzten Empfang getragen hatte, war am Dekolletee mit blitzenden Pailletten besetzt, aber ihr Brustansatz war kaum zu sehen. Darauf hatte sie beim Kauf des Kleides besonders geachtet.
„Aber, das stimmt doch gar…“, begehrte sie mit leiser Stimme auf.
„Halt den Mund. Ich weiß es ja wohl besser. Ich muss mir das ansehen. Nach jeder Party treibst du es mit einem anderen. Seit die Kinder studieren, tust du nichts anderes mehr, als dir die Männer ins Haus zu holen.“
„Aber Liebling, ich hab dich noch nie…“
„Nie betrogen? Wolltest du das sagen?“
Er stand auf, zerknüllte seine Serviette und warf sie Laura an den Kopf.
„Ich habe keinen Appetit mehr. Du hast ihn mir verdorben. Du mit deinem feinen Essen und deinem feinen Wein. Ich lass mich nicht hinters Licht führen, von dir nicht und von niemand anderem.“
Wutentbrannt schüttelte er sie an den Schultern: „Marquardt, Seelmann, Dombrowski, Schilling, und wie sie alle heißen. Vergreifen sich an meiner Frau, an meiner Frau! Und du machst mit, spreizt vor ihnen die Beine. Du Luder.“
Geschockt schrie sie auf. Nun zog er an ihren Haaren: „Sei froh, dass ich keine Gewalt anwende. Dass ich dich nicht krankenhausreif schlage.“
Sein rotes Gesicht vor dem ihren schien platzen zu wollen. In seiner Wut flog Speichel aus seinem Mund und spritzte ihr ins Gesicht. Plötzlich hielt er inne, ließ von ihr ab und rannte ins Arbeitszimmer. Die Tür knallte zu.
Wie erstarrt saß sie am Tisch, spürte noch seinen Speichel auf ihrer Haut und das Kribbeln auf der Kopfhaut. Mit zitternden Händen nahm sie einen Schluck Rotwein, der, obwohl angenehm weich, ein wenig brennend ihre Kehle hinunterrann. Es wurde immer schlimmer mit ihm. Seine ewige Eifersucht raubte ihr den Atem. Von Anfang an hatte sie versucht, ihm alles recht zu machen, ihm eine gute Frau zu sein, eine gute Gastgeberin, eine gute Geliebte, eine gute Mutter. Immer hatte sie ihn geliebt. Nie hatte sie ihn betrogen. Aber nun war alles, was sie tat, in seinen Augen falsch. Das Kleid, das Essen, eben alles. Sie war unfähig. Beispielsweise war sie in diesem Augenblick unfähig zu weinen, um sich Erleichterung zu verschaffen. Sie war unfähig zu denken. Unfähig, unfähig… Und sie hasste sich dafür.

Langsam stand sie auf und schleppte sich zur Küche. Sie fühlte sich geschlagen, obwohl er sie doch nur an den Schultern geschüttelt hatte. Sie hatte ihn so geliebt. Was war aus ihnen geworden?

Nachdem sie Esszimmer und Küche aufgeräumt hatte, ging sie ins Bett. Bis vor einigen Monaten hatte sie abends Paul noch Bescheid gesagt und ihn gebeten, nicht so lange zu arbeiten. Doch selbst dazu war sie nicht mehr in der Lage. Wie oft hatte sie ihm ihre Treue geschworen? Wie oft hatte sie ihm gesagt, dass sie nur ihn liebte? Nichts hatte geholfen. Die Eifersucht fraß ihn auf und begann alles zu zerstören. Sie konnte nichts daran ändern. Resigniert nahm sie ein Buch und blätterte seufzend darin herum. Zur Konzentration fehlte ihr die Kraft und außerdem wusste sie, was bald wie jeden Mittwoch geschehen würde. Mittwoch, ihrem Abend zu zweit. Sie las den Text ohne die Worte zu verstehen, schlug eine Seite nach der anderen auf und horchte. Spät in der Nacht wurde die Tür leise aufgestoßen und Paul schlich sich ins eheliche Bett. Die Nachtischlampe war ausgeschaltet.

„Schläfst du schon, mein Liebling?“ kam seine sanfte Stimme dicht an ihr Ohr.
Sie reagierte nicht. Er krabbelte unter ihre Bettdecke: „Ich bin ein guter Junge. Kannst du mir verzeihen? Du weißt doch, ich liebe nur dich. Immer nur dich.“ Dabei schob er ihr Nachthemd hoch und sie spürte seinen heißen Atem über ihrer Haut.

„Aah, wieder kein Höschen an. Gute Frau“, murmelte er. „Das erleichtert die Sache.“
Er spreizte ihre Beine und drang in sie hinein. Mit jedem Stoß wisperte er: „Du gehörst mir! Du gehörst nur mir! Mir allein.“

Seine Bewegungen wurden kräftiger, schneller und schon bald ergoss er sich in ihr. Es war vorbei. Sie hatte seine Bewegungen nicht erwidert, sondern weiter so getan, als ob sie schliefe. Stöhnend drehte er sich auf die Seite und war nach ein paar Minuten eingeschlafen.
So ging es nun seit Wochen, immer mittwochs, dachte sie, während er schnarchte. An den übrigen Tagen war er mit seiner Arbeit beschäftigt, besuchte Tagungen oder schlief angeblich im Krankenhaus während der Nachtschicht. Ihr war es egal, ob es gelogen war oder nicht. Sie nahm den Mittwoch hin, denn sie hatte aufgegeben. Ihren Treueschwüren glaubte er nicht oder wollte sie nicht hören. Sie konnte es nicht ändern. Und doch liebte sie ihn nach wie vor.
Sie verstand sich selbst nicht mehr. Wie lange würde sie so weitermachen können?
Am folgenden Nachmittag klingelte es überraschend an der Haustür. Als sie öffnete war sie überrascht, Herrn Marquardt vor sich zu sehen.

„Ist Ihr Mann zu Hause?“ fragte er und zeigte ihr ein Buch in der Hand.
„Nein, tut mir leid. Er gibt heute Lesungen in der Uni.“
„Oh, so ein Mist, das habe ich glatt vergessen. Ich wollte ihm sein Buch zurückbringen.“
Sie standen sich gegenüber und blickten sich an. Laura schluckte. Er sah wirklich gut aus, dachte sie. Sein jungenhaftes Lächeln mit den Grübchen war süß und anziehend. Auf der Party hatten sie sich anregend unterhalten.
„Wollen Sie hereinkommen?“ hörte sie sich fragen.
„Ja, gern.“
„Setzen Sie sich auf die Terrasse. Ich mache uns Tee.“
Als sie zusammen saßen und nachdenklich in ihren Tassen rührten, spürte sie plötzlich den Blick des jungen Mannes auf sich gerichtet: „Sie sind eine wunderschöne Frau.“
Laura errötete und konzentrierte sich auf ihren Tee.
„Ich möchte, dass Sie das wissen. Ihr Mann wird von allen beneidet, eine so attraktive Frau an seiner Seite zu haben.“
Sie sah weg und blieb stumm.
„Entschuldigen Sie. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“
Langsam drehte sie sich um, sah ihn aufmerksam an und beschenkte ihn überraschend mit einem zauberhaften, natürlichen Lächeln.
„Nein, Sie treten mir nicht zu nahe. Im Gegenteil, ich muss mich für Ihre Worte bedanken.“
Auf einmal fühlte sich wohl und strahlte aus ihrem Inneren.
„Darf ich Ihnen unser Haus zeigen?“
„Aber gern, wenn Sie möchten?“
Sie gingen durch die Räume im Erdgeschoss und dann die Treppe hinauf zu den Schlafzimmern.
„Wussten Sie, dass wir zwei Kinder haben?“
„Ja, sie studieren im Ausland, habe ich gehört.“
„Richtig. Ist niemand mehr da.“
Sie öffnete das Zimmer ihres Sohnes. Ihr erster Blick fiel auf Toms breites, seit Monaten unbenutztes Bett.
„Schade, dass alles so leer ist.“
Laura atmete tief ein, zögerte und lachte dann: „Schauen Sie, so ein herrlicher Ausblick auf den Garten.“
Sie führte ihn zum großen Fenster neben dem Bett.
„Ist das nicht schön anzusehen?“
„Ja, in der Tat“, hauchte er, sah kurz hinaus, drehte sich dann zu ihr um und drängte sich ganz nah an sie. Sie spürte seinen harten Schwanz an ihrer Möse und wurde von einer Welle von Gefühlen überspült. Schlagartig wurde sie nass, die Erregung nahm ihr den Atem. Wann hatte sie so etwas das letzte Mal gespürt? Sie umarmte ihn und zog ihn auf das Bett.
Letzte Gedanke flirrten ihr durch den Kopf: Paul betrat schon seit langem nicht mehr Toms Zimmer. Sie wusste, er würde nichts merken. Und jetzt, jetzt endlich tat sie das, was er immer vermutete. Sie betrog ihn. Sie hatte einen jugendlichen Liebhaber. Und sie würde es genießen, würde ihn genießen. Sie wollte wieder leben. Der Mittwoch war für Paul und falls er sich jemals an ihr vergreifen würde, so wäre er von nun an im Recht. Aber all die anderen Nachmittage waren für sie da, nur für sie.

Mit diesem letzten Gedanken lehnte sie sich zurück und gab sich offen und ohne Scheu ihrem Liebhaber hin.