Diese nachdenklich stimmende Szene ist im Kurs “Erotisch schreiben” entstanden. Ich danke dem Autor Hans für die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen.
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»Und, wie war’s denn so am Wochenende?«
Paul und Ernst saßen im Wagen, Paul hatte gerade den Motor abgestellt. Ernst hatte schon aussteigen wollen, nun zögerte er.
»Was meinst du?«
»Na, du weißt schon, wie hieß sie denn noch mal…«
»Oh, Beate, schon klar.« Ernst fluchte innerlich.
»Tja, naja«, begann er widerstrebend und blickte aus dem Seitenfenster. Paul schaute ihn neugierig an.
»War nicht ganz so… nicht ganz so wie ich, wie ich gedacht hatte.«
Paul glotzte bloß.
»Naja, was soll ich denn sagen!« Ernst stieß zischend die Luft aus.
»Hat dich versetzt, oder was?«
»Nee, das nicht…«
»Also was denn!« Paul zuckte die Achseln. »Hat sie dich nicht rangelassen?«
»Ja doch schon.«
»Mann, jetzt laß dir doch nicht alle aus der Nase ziehen! Kannste ruhig erzählen, ich quatsch schon nichts weiter!«
»Schon gut, sorry, Mann.« Ernst hob die Hand zum Gesicht und rieb sich die Schläfen. Und seufzte, und seufzte wieder.
»Ging halt nicht so, weißte.« Ernst murmelte nur.
»Wie?«
Ernst zuckte zusammen. »Es ging nicht, klar?«
Paul nickte. »Hast keinen hochgekriegt bei ihr.«
»Ne«, entgegnete Ernst so knapp daß es kaum zu hören war.
Beide schwiegen eine Weile. Schließlich holte Paul Luft, hob die offene Hand und sagte: »Naja, ich mein‘, kann ja mal passieren…«
Ernst schüttelte den Kopf, sah ihn dann an. »Weißt du Paul, verdammt, ich hab keine Idee was ich machen soll. Verstehste, ich mein, du kennst das ja auch ein bißchen. Obwohl du es wohl besser drauf hast als ich.«
»Also was war denn nun? Du hast letztes Mal erzählt, die, wie hieß sie, wär echt nett und so…«
»Ja, is‘ sie auch. Ist nur halt… ich sag‘ mal so, ist echt ne ganz liebe und alles, nur eben, tja… ’ne Modelfigur hat sie halt nicht mehr.«
»Haste das denn erwartet oder was? Ich mein‘, wie alt ist sie…«
»Nein verdammt!« entfuhr es ihm. »Sorry… verstehste, ich sehe das ja ein! Ich mein klar, unsereins muß da nehmen was er kriegen kann. Weiß ich ja auch. Und es tut mir ja auch echt leid.« Er schnaubte. »Aber wie erkläre ich das meinem Schwanz, Paul?«
Paul runzelte die Stirn und schwieg. Nach einer Weile fuhr Ernst leise fort: »Hast du die Kleine gesehen, heute vormittag in der Elektroabteilung?«
»Du meinst die Blonde, die mit ihrem Typen da war?«
»Ja genau.«
Paul pfiff leise. »Ja, die war nicht übel… aber ich denk‘ mir, sorry, ich will dir jetzt nicht zu nahe treten…«
»Paul, ich weiß! Keine Chance, ist mir klar! Man muß seine Chancen realistisch sehen, weiß ich alles.« Er überlegte eine Weile. Schließlich fuhr er leiser fort: »Hab‘ mir überlegt, vielleicht mal eine Weile das Wichsen verkneifen. Ich mein, vielleicht bringt’s das.«
»Du meinst, wenn du dann nach ’ner Woche notgeil bist, dann kriegste bei jeder einen hoch?«
»Naja, so in der Art. Ach nee, tut mir leid. Weißt du, das Schlimme ist, ich mag sie ja wirklich. Nur gestern, da wollte sie halt Sex mit mir. Da hab ich mir so gedacht, okay, mach es halt. Wenn mich eine ranläßt, darfste die Chance nicht vergeben. Aber tja, als sie sich dann ausgezogen hat… hat mein Schwanz halt gesagt, nee, will ich nicht, die hat ja ’n Hängebusen und ’n Schwabbelbauch. Konnte nicht mehr. War nichts, nichts.«
Paul kniff den Mund zusammen und nickte langsam. »Was soll ich dir sagen Ernst. Wenn du halt nicht auf sie stehst, hat das auch keinen Sinn oder?«
Ernst hob die Hände und ließ sie fallen. »Nee, ich schätze mal nicht.«
Dann schaute er Paul an und schüttelte langsam den Kopf. Er kniff leicht die Augen zusammen und sagte: »Es kotzt mich an ein Mann zu sein.«
Paul antwortete nicht.
© Hans – Juni 2006
Ein Gedanke zu „Unter Männern“
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