Andrew Blakes ‚Exhibitionists‘: Kein Porno für Frauen!

Auf der Suche nach Porno- und Erotikfilmen, die auch Frauen ansprechen, sah ich mir auf Grund einer Empfehlung gestern ein Werk des hoch gelobten und mit vielen Preisen geehrten Andrew Blake an, der im explizit erotischen Genre als Visionär und Erneuerer gilt. Mein Liebster hatte sich an das große Interesse am Thema „Porno für Frauen“ erinnert, und war in einer Videothek fündig geworden. „Exhibitionists“ hieß der 2001 gedrehte Film, wir starteten wir die DVD und harrten gespannt der anregenden Dinge, die da kommen sollten.

Fürs erste strapazierten ausführliche Rechtsbelehrungen in mehreren Sprachen unsere Geduld, doch dann ging es endlich los: Eine blonde Schönheit mit langen bis ins letzte Löckchen formvollendet fallenden Haaren räkelte sich in der Morgenfrühe am Gitterportal eines menschenleeren Schlosses. Eher andeutungsweise gefesselt mit ein paar Perlenketten (damit man schnell weg kommt, falls doch ungebetene Zuschauer auftauchen?), spärlich gekleidet, auf den unvermeidlichen Highheels gekonnt balancierend und dabei den Mund fortwährend halb offen haltend, ist sie ohne Zweifel ein schöner Anblick. Wer sie in diese Lage gebracht hat, warum sie sich – was ein Leichtes wäre! – nicht mit einem kleinen Ruck befreit, und was weiter mit ihr passiert, erfährt die Zuschauerin nicht.

Harter Schnitt, nächste Szene: das Mädel räkelt sich jetzt in einem edel ausgestatteten Zimmer mit Kamin, an den sie sich ein wenig anlehnt, während sie Hand an sich legt. Es ist nicht leicht, in diesen Schuhen das Gleichgewicht zu halten und dabei immer so zu stehen, dass möglichst viel von ihrem makellosen Körper zu sehen ist. Ihr gelingt es zwar mit Bravour, doch jede Haltung, jede Positionsveränderung lässt die Anstrengung spüren, die ein solch kunstvolles „Sich-präsentieren“ bedeutet: kein Muskel zuckt aus der Reihe, ihre langsamen, lasziv sein sollenden Bewegungen, die Streicheleinheiten, die sie ihren glatten Rundungen in beeindruckend gleichmäßigem Tempo angedeihen lässt, vermitteln die Anmutung einer kunstvoll-gekonnten Körper-Performance. Alle Achtung, ich bewundere ihre Körperbeherrschung, allerdings fehlt mir der Sinn dieses Tuns: welche Frau strengt sich schon für die eigene Lust dermaßen an?

Schönheit mit Gedudel

Es geht weiter in diesem Stil: keine Geschichte, keine Handlung, keine Ereignisse, keine Spannung außer der Anspannung der Körper: hintereinander geschnittene Szenen, in denen es mal eine, mal zwei, mal drei gleichmäßig wunderschöne Frauen mit sich selbst und miteinander treiben. Kontrollierte, langsame Bewegungen, perfekt in Szene gesetzte Körper in hübschen Dessous, die immer wieder Entkleidungen ermöglichen – als Foto-Shooting-Session für engagierte Amateur-Fotografen wäre die Vorführung ideal! Ich stelle mir kurz vor, wie die Szene durch eine Horde Kamera-bewehrter männlicher Zuschauer bereichert werden könnte, doch Andrew Blake hat Männer aus diesem Film leider vollständig verbannt. Allein schon deshalb kann ein Film wie dieser kein Porno für (Hetero-)Frauen sein, ob er bei Lesben ankommt, kann ich nicht sagen. Mir wären die Frauen jedenfalls zu leblos, zu unspontan, zu gemessen in ihren Bewegungen, deren Tempo an gleichmäßig ablaufende Uhrwerke erinnert: sexuelle Erregung kenne ich anders!

Verstärkt wird dieser Eindruck durch das Fehlen sämtlicher Lautäußerungen: keine Dialoge, kein Stöhnen, kein Mucks kommt über die mitunter sichtbar aufgespritzten Lippen („ihhgitt!“ kommentiert mein Liebster den allzu geschwollenen Anblick). Statt dessen plätschert eine Art Kaufhausmusik einschläfernd dahin, die die Hoffnung auf wesentliche Veränderung der immer gleichen Darbietungen gar nicht erst aufkommen lässt. Ich langweile mich, sehne mich nach einem männlichen Akteur, der die öden, massage-artig zelebrierten Fummeleien ein wenig aufmischen könnte, und schaue fragend zum Mann an meiner Seite, um zu sehen, ob der Film wenigstens ihm etwas gibt. Aber nein, nicht einmal die oberflächen-verliebte Schaulust des männlichen Blicks kommt auf ihre Kosten: zu schnell wechseln die Situationen und Szenarien. Eben noch gleiten schlanke Finger über die rasierte Möse einer einsamen Schönen, Mann könnte sich lustvoll in den Anblick vertiefen, sie als „die Seine“ imaginieren, mit der er gleich anderes anstellen wird – doch halt, Schnitt, übergangslos folgt eine Szene mit zwei ineinander verschlungenen Frauen, die das Erregungspotenzial dieser Vorstellung prompt wieder zerstört.

Angst vor Frauen?

„Wegen mir müssen wir das nicht zu Ende gucken!“, sage ich, und sehe ihn erleichtert aufatmen. Im schnellen Vorlauf lassen wir den Rest des lustlosen Werkes an uns vorbei flirren: eine Aufeinanderfolge wundervoll arrangierter erotischer Bilder, durchaus geeignet, im Großformat die Wände eines Schöner-Wohnen-Schlafzimmers zu schmücken.

„Der glaubt wohl, er habe alles geboten: eine Blonde, eine Brünette, eine Schwarzhaarige!“, merkt mein Liebster sarkastisch an. Ja, all die gezeigten Frauenkörper waren trotz unterschiedlicher Haarfarben austauschbar in ihrer perfekten Makellosigkeit. Sie erinnerten mich an die Bilder David Hamiltons, wenn man den Weichzeichner wegließe. Eine kleine Dicke in Äktschn mit der Super-Schönen hätte gewiss mehr Anteilnahme am Geschehen erzeugt, aber darum ging es dem visionären Erneuerer des Pornofilms wohl nicht. Ich frage mich, welcher Motivationshintergrund zu einem solch gleichmäßig langweiligen, über-ästhetisierten Filmwerk führt. Hat Andrew Blake vielleicht Angst vor Frauen, vor der weiblichen Sexualität? Alle Spontanität, alles Unkontrollierte und Heftige ist in seinen Szenen erfolgreich ausgemerzt , die Frauen bewegen sich wie Zombies in Trance. Nach fünf Minuten schon weiß der Zuschauer, dass nichts Unerwartetes geschehen wird, nichts Verstörendes, Eruptives, Explosives, aus purer Lust Geborenes. Die Mädels üben eine Art erotisches TaiChi auf HighHeels – Respekt für diese Leistung, doch ist das Ergebnis in etwa so erregend wie ein Stilleben aus Blumen und Früchten!

Am Wesen der Geilheit vorbei gefilmt

Auf der Suche nach dem „Porno für Frauen“ hat mich das frustrierende Film-Erlebnis gleichwohl weiter gebracht: Da Frauen nicht Objekte meiner Begierde sind, ist die Identifizierung mit der weiblichen Protagonistin der einzig mögliche Zugang, über den mich ein erotischer oder auch pornografischer Film erreicht – oder eben nicht. Wenn nur Körper abgefilmt werden und zwischen den Beteiligten nichts passiert, wenn keine Handlung Fragen aufwirft, keine Brise Konflikt die Szenen interessant macht und Spannung erzeugt, dann kann ich mir das Zusehen sparen. Erst recht, wenn es nur Frauen zu sehen gibt, die an der kurzen Leine der Regieanweisungen ihre anstrengenden Stellungen ein wenig variieren.

Blakes Gestalten bringen nicht einmal das glaubwürdig herüber, was der Titel verspricht: Exhibitionismus ist das Spiel mit dem plötzlichen, unverhofften Anblick der Nacktheit in einem Kontext, in den sie nicht gehört. Erregung, Überraschung, möglicher Konflikt sind der Stoff, aus dem die Zeige-Lust entsteht – und nicht das marionettenhafte Sich-ausstellen in stets gleichförmig fließenden Bewegungen, die nur eines sagen: alles unter Kontrolle! Hier droht dir nichts, hier kannst du nackte Frauen sehen ohne mit ihrer Lebendigkeit und Unberechenbarkeit konfrontiert zu sein. Hier siehst du Brüste, Mösen, Lippen, dick geschminkte Gesichter und schicke Frisuren – alles sehr, sehr schön arrangiert, aber so harmlos wie ein Frosch im Glas.

Nun ja, wer es mag – ich freue mich, dass mein Liebster es so NICHT mag! Wir schalten die Glotze aus, ich bemerke, wie sein Blick über meinen Körper streift und dann den meinen trifft – huch, endlich wird es wieder spannend!

Ein Gedanke zu „Andrew Blakes ‚Exhibitionists‘: Kein Porno für Frauen!“

  1. Ehrlich gesagt sind wir erst durch Blake auf das Thema Frauen Porno aufmerksam gemacht worden, weil uns einige Kunden genau diesen Film genannt haben und so etwas in der Art von sich haben wollten. Mir ist er auch zu fad, aber über Geschmach lässt sich bekanntlich nicht streiten… .Wahrscheinlich landet man, wenn man 100 Frauen befragt irgendwo in der Mitte und ist wieder im Mainstream, was man eigentlich nicht machen wollte. Solange ein Nischen Porno genauso viel kostet wie ein Mainstraem Porno, der öfter nachgefragt wird, muss man leider wieder aufs Geld achten, weil wir 3 Mädels versuchen, davon zu leben und auf auf die Kosten achten müssen, da die Darsteller sehr viel Geld verdienen – wenn es irgendwo da draussen Amateure oder Anfängerinnen gibt, die keine 500 € Gage pro Tag verlangen, könnten wir so etwas auch günstiger produzieren, aber ein „normaler“ Pornofilm kostet zwischen 15 – 20.000 € und die muss man erstmal wieder verdienen…uns macht es jedenfalls Spaß und vielleicht können wir auch eines Tages davon leben. Im Moment sind 2von uns alleinerziehende Mütter und die müssen leider noch normal arbeiten und können shooters-69.com nur nebenher machen – ich habe etwas gespart und komme noch über die Runden, also „Amateure aller Länder – vereinigt Euch! ;-)

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