Wieviel Styling ist sexy?

Auch mir fällt länger schon auf, dass viele Frauen wieder wie vor Jahrzehnten eine Menge Zeit mit dem eigenen Styling verbringen. Exzessives Schminken, das gewiss nicht unter einer Stunde abgeht, dann natürlich die Haare und ausgesuchte, möglichst sexy Klamotten. Und immer öfter die extrem unbequemen Highheels, auch im Alltag.

Antja Schrupp hat dazu einen spannenden Artikel geschrieben, der die Geschichte des weiblichen Stylings seit den 70gern nachzeichnet. Da berichtet sie von ihrer Mutter, die viele Stunden im Bad verbrachte und fragt:

„jetzt machen sich die 16-jährigen Töchter meiner Freundinnen wieder genauso zurecht wie damals meine Mutter. Sie verbringen wieder Stunde um Stunde im Bad, statt vernünftige Dinge zu tun wie beispielsweise die Welt retten. „

Sie stellt dann die Position der Feministin Angela McRobbie (Top Girls), für die das zunehmende Schminken einen Rückfall in vermeintlich überwundene Zeiten darstellt, einer anderen Linie gegenüber, nämlich dem pietistischen „Körper verbergen“, das sich in der Frau mit Parka der 70ger fortgesetzt hätte. Heilige und Hure – diese alten „Frauenrollen“ spuken demnach noch immer in den Köpfen herum (lest weiter bei Antje).

Dass „die Männer schuld“ seien, kann man heute gewiss nicht sagen. Mein Liebster wäre entsetzt, würde ich mich so herrichten, dass spontanes Knuddeln gar nicht mehr drin wäre. Und so war es für mich immer schon: es hat mir nie an Männern gemangelt, weil ich mich nicht (oder nur selten und dann wenig) schminke. Umso seltsamer finde ich diesen Styling-Wahn. Gestern beim Bäcker bediente mich eine Frau, die kaum mehr Mimik zeigte, so maskenhaft hatte sie sich zugerichtet.

Wenn ich mir vorstelle, wie viel Lebenszeit solche aufgemotzten Frauen vor dem Spiegel verbringen, frag ich mich wirklich: liegt es daran, dass ihnen nicht einfällt, was sie sonst mit ihrer Zeit anfangen könnten?