Keine Lust auf Blowjob?

Unter dem etwas irre führenden Titel „Rollentausch: Die Angst der Männer vor dem Blowjob“ macht Isabella Febe auf mehrhaut.de ihrem Ärger über aus ihrer Sicht zu fordernde, anspruchsvolle Männer Luft. Stein des Anstoßes ist das Verlangen nach oraler Verwöhnung (vulgo „Blowjob“), unter Umständen gar mit „Schlucken“ oder in der fortgeschrittenen Variante „Deep-Throat“.

Offensichtlich ist die Autorin ziemlich wütend über solche Zumutungen. Zwar verweist sie auf die AIDS-Gefahr, doch spricht aus ihren Worten eigentlich weniger sachlich-medizinische Sorge um die Gesundheit. Sie hat Männer befragt, bzw. von ihnen gefordert, es doch auch einmal zu probieren, erst mit einem Dildo, dann mit einem Original. Und weil sie auf wenig Begeisterung stieß, poltert sie nun los:

„Nur frag ich euch mal, Männer: Warum wollt ihr dann eigentlich von uns, dass wir euch ständig so befriedigen? Glaubt ihr etwas, wir mögen wirklich ständig eure Stöpsel im Mund haben – und dann den Glibber? Und glaubt ihr, dass es ein schönes Gefühl ist, ständig Kotzen zu wollen, wenn ihr verlangt, wir sollen euch mal „Deepthroaten“?“

Dass heterosexuelle Männer nicht auf den Blowjob stehen, liegt für mich auf der Hand. Schwule haben nichts dagegen, die Anklage gegen „Männer“ geht also ins Leere, bzw. am Thema vorbei.

Isabella selbst scheint dem Akt nichts Positives abgewinnen zu können, was ihr gutes Recht ist. Ich finde es selbstverständlich, dass Frauen sexuelle Praktiken verweigern, die sie nicht mögen. Daraus nun einen Aufstand zu machen und die eigene Unlust zu verallgemeinern, halte ich jedoch für übertrieben (vielleicht auch nur geschrieben, um im Blog eine schöne Kontroverse vom Zaun zu brechen).

Die Lust am Blowjob entsteht aus der geilen Stimmung in einer erotischen Situation: Frau will den Mann besonders verwöhnen und viele finden die Action bald auch selber geil. Auch Männer empfinden ja Lust, wenn sie eine Frau z.B. „händisch“ stimulieren, viele haben absolut kein Problem damit, die Frau oral zu verwöhnen, sondern machen das gerne. Warum sollte also Frau sich vor dem Penis des Mannes ekeln? Eines Mannes wohlgemerkt, den sie BEGEHRT??

Es braucht Sensibilität, Geduld und Vertrauen

Das Problem ist aus meiner Sicht nie die Praktik selbst, sondern der Umgang der Beteiligten miteinander. Wer als Mann einer in dieser Hinsicht unerfahrenen bis leicht ablehnend eingestellten Frau auf die Porno-Tour kommt („Schluck es runter, du Schlampe“), muss sich nicht wundern, dass die Begeisterung auf weiblicher Seite nicht zunimmt, im Gegenteil! Dirty Talk und das Spiel mit ein bisschen (vermeintlichem!) Zwang ist was für gut eingespielte Paare und für Menschen, die genug Erfahrung haben, um zu wissen, dass sie das so wollen. Alle anderen brauchen Sensibilität, liebevolle Ermunterung und alles, bloß keinen Druck (oder gar Vorwürfe!).

Isabella ist also wohl einfach an die Falschen geraten, bzw. hat es vielleicht auch versäumt, klare Worte zu sagen über ihre eigenen Gefühle und Bedenken. Die Aufgeschlossenheit für etwas, das man selber noch nicht so mag, kommt dann, wenn man mal richtig verknallt ist – und darauf muss Frau dann eben warten und sich nicht mit Gelegenheits-Partnern und eher „sportlichem“ Sex begnügen.

Zu guter Letzt: Deep Throat ist eine Technik, die man erst ERLERNEN muss. Was dabei gelernt wird, ist das Vermeiden des Würgereflexes, um den Penis tiefer aufnehmen zu können. Das ist gar nicht so einfach und bedarf einigen Übens – und zwar mit einem „Opfer“, das sehr vorsichtig ist und selbst eher passiv bleibt: die FRAU muss in jedem Moment selber bestimmen, wie tief es gerade geht. Nur dann kann sie sich angstfrei und entspannt auf die schwierige Aufgabe konzentrieren, einen Rythmus zu finden, der noch ein gelegentliches Atmen ermöglicht und den Würgereiz vermeidet. Letzteres geht nur bei völliger ENTSPANNUNG der Kehle – ist die Frau also nicht wirklich bereit, das jetzt zu probieren, sondern innerlich sauer oder wütend, wird sie nicht entspannen können und eben das Gefühl haben, „ständig kotzen zu wollen“.

(P.S: Wer übrigens eine gute Anleitung kennt, möge die bitte in die Kommentare posten!)

8 Gedanken zu „Keine Lust auf Blowjob?“

  1. Sehr schöner Artikel und alles ausgezeichnet erklärt. Eine Anleitung kann ich dir nicht bieten ;) aber du hast es schon richtig getroffen: Es braucht Sensibilität, Geduld und Vertrauen!

  2. Sehr guter Artikel. Ich kenne den Blog auf den Bezug genommen wird und habe den dortigen Artikel, der hier zitiert wird, auch gelesen. Ich persönlich finde es sehr schön, als Frau auch mal „meinen“ Mann zu verwöhnen und es stimmt, dass dabei die Grundeinstellung stimmen muß. Ich selber habe DeepThroat mittels der „BananenTechnik“ gelernt.
    Liebe Grüße, die liebe Susanne

  3. Die Frauen die ich bisher kennen gelernt haben, hatten kein Problem mit dem Blow-Job. Und mir hat es auch immer Spaß gemacht. Ich glaube das ist ein geben und nehmen. Schließlich kann ja nicht nur die Frau den Mann oral befriedigen, sondern auch umgekehrt :-)

  4. Der beste Tipp, den ich kenne und der auch bei mir gut funktioniert ist: sich weniger auf die eigene Kehle zu konzentrieren und stattdessen andere „Herausforderungen“ suchen, zum Beispiel mit der Stirn die Bauchdecke des Anderen zu berühren. Dabei langsam durch die Nase atmen.
    Die Geschlechtsteile des Anderen eklig zu finden ist „unnatürlich“ im Kontext des Begehrens und wohl nur durch eine anti-sexuelle Erziehung zu erklären. Wer mehr wissen will (wie Männer ticken, verführt werden können, und welche Rolle der Blowjob dabei spielt), der werfe doch einmal einen Blick auf meinen Blog
    pick-up-lady.blogspot.com
    Auch Kommentare sind willkommen :)

  5. Liebe Frauen,
    ob ihr es glaubt oder nicht: es gibt auch Männer, die den Blowjob überhaupt nicht mögen. Nicht, weil sie verkrampft sind, sondern weil sie ein zu starkes Gewissen haben, um eine Frau derart zu erniedrigen, ohne sich dabei als Ar…loch zu fühlen. Das nennt man HOCHSENSIBILITÄT und trifft auf etwa 15% aller Männer zu. Was aber nicht heisst, dass solche Männer eine Frau nicht gern mit der Zunge glücklich machen ;-)
    Schade nur, dass hochsensible Männer von den meisten Frauen abgelehnt werden und deshalb eines Tages aussterbern werden.

  6. @Matze: „hoch sensibel“ würde ja bedeuten, dass du etwas BESSER wahrnimmst als Andere. Das ist aber gar nicht der Fall, du nimmst statt dessen etwas wahr, was gar nicht vorhanden ist – du „projizierst“ deine eigene Meinung über „Blowjob“ auf die Frauen.

    Was soll denn da „Gewissen“? Und wieso „erniedrigt“?? Fühlst du dich denn „erniedrigt“, wenn du deine Freundin „mit der Zunge verwöhnst“??

    Merkst du, dass du auf dem falschen Dampfer bist?

  7. @Claudia:

    Deine Meinung in allen Ehren. Aber Hochsensibilität bedeutet auf keinen Fall nur eine stärkere Wahrnehmung, sondern hat sehr wohl auch jede Menge mit Gewissen und Gewissenhaftigkeit zu tun. Das sehe ich ja an mir selbst.

    Ich würde von einer Frau nie verlangen, es mir auf diese Art machen zu müssen, weil ich ganz einfach der Meinung bin, das nicht verdient zu haben. Ich könnte mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie selbst Spass dabei hat, sondern würde immer denken, sie tut es nur aus Pflichtgefühl. Und das würde ich auf keinen Fall wollen.

    Eine Frau oral zu befriedigen fände dagegen sehr schön. Ich denke, das wäre ja das Mindeste, was ich für sie tun kann, wenn sie sich schon dazu herablässt, mit mir ins Bett zu steigen.

    Sicher hat das auch sehr viel mit einem schwachen Selbstvertrauen bzw. einer schwachen Selbstliebe zu tun. Aber bei vielen Hochsensiblen ist das nunmal leider so.

    Mit falschem Dampfer hat das sicher nichts zu tun. Du kannst einem anderen doch nun wirklich nicht vorschreiben, wie er zu fühlen hat.

  8. @Matze: natürlich nicht! Aber wie du selber schreibst, hat dein Problem NICHTS mit der Frau zu tun, sondern mit deiner eigenen Sicht der Dinge, die mir völlig fremd ist. Warum sollte es in Ordnung und lustvoll sein, die Frau oral zu verwöhnen, umgekehrt aber nicht?

    Blowjobs sind kein Werturteil über eine Person, kein Orden, den man sich „verdient“, sondern eine lustvolle erotische Praktik, mehr nicht.

    Dein mangelndes Selbstbewusstsein ist für mich nicht „hochsensibel“, sondern einfach mangelndes Selbstbewusstsein. Schade, dass dich das beim Sex behindert!

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