Avalon

von MICHAELA STAUDT

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Ihr Zimmer nicht gelüftet, die von ihr so genannte Absteige, wo noch alles so herumlag, wie beim letzten Mal, wo sie versprochen hatte, sie würde schön aufräumen. Sie hatte nicht aufgeräumt, steckte jetzt nur schnell einige Zettelchen, die auf der Kommode rechts an der Wand lagen, in einen Papiersack, der dort oben lag, und schob ihn wieder zwischen Kommode und Kasten.

Zuerst, wie auch sonst immer, kein Licht, das heißt: Licht nur vom Vorraum her, so daß nur ein langer Lichtspalt ins Zimmer fiel, direkt auf das ungemachte Bett, das sie heute Avalon nannte. Sie erklärte das so: dieses Apfelbettzeug, das ihr G. von irgendwoher aus Frankreich mitgebracht hatte, sei der Namensgeber! „Avalon“ weiterlesen

Laura

Diese verstörende Geschichte, die uns in die Abgründe der Verstrickung aus Beziehung, Abhängigkeit und psychischem Sadismus führt, ist im Kurs “Erotisch schreiben” entstanden. Ich danke der Autorin Ursel Newiger für die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen.

Nachdenklich stand Laura in der Küche. Es war Mittwoch und ihre Haushaltshilfe hatte frei. Wie üblich war sie an diesem Tag gerade dabei, Paul eins seiner Lieblingsgerichte zu kochen und hatte sich für Lasagne entschieden, die er besonders gern mochte. Natürlich sollte alles von ihr selbst zubereitet werden, vom Nudelteig angefangen über die Tomatensauce aus frisch gekochten, geschälten Tomaten bis zur Bechamelsauce, die sie nun in einem Kochtopf anrührte. Kochen machte ihr Spaß, vor allem, wenn sie allein in der Küche stand und von niemandem gestört wurde. Es war wie eine Meditation. Sie rührte und rührte, dabei zogen Gedankenfetzen aus den letzten Jahren vorbei. Paul war ihre große Liebe gewesen, der erste und einzige, mit dem sie jemals geschlafen hatte. Sie nannte es niemals Sex, sondern Liebe machen, da spielte Romantik eine Rolle, es roch nach Zärtlichkeit, es bedeutete innige Zweisamkeit. Anfangs war es auch so gewesen. Paul war romantisch, war zärtlich, liebte ihre gemeinsamen Nächte. Von Anfang an war sie stolz auf ihn, den Medizinstudenten, der seinen Abschluss mit Auszeichnung bestand, der Assistenzarzt im renommierten Stadtkrankenhaus wurde und jetzt seit einigen Jahren Oberarzt war. Seine Habilitation hatte ihm in Mediziner- kreisen großen Respekt verschafft und sie unterstützte ihn, wo sie konnte, bewunderte seinen Ehrgeiz, die ihn bestimmt zum Chefarzt werden ließ, wenn sein oberster Vorgesetzter in den Ruhestand trat. Sie verehrte ihn abgöttisch, sah zu ihm auf und beteuerte ihre Liebe zu ihm jeden Tag. Anfangs war sie verunsichert gewesen, dass er sich ausgerechnet sie zur Ehefrau auserwählt hatte. Aber sie fügte sich im Laufe der Zeit sehr gut in ihre Rolle als Ehefrau ein und wurde zunehmend als gute Gesellschafterin bekannt, die in der Küche wahre kulinarische Köstlichkeiten zuzubereiten verstand. Ihr charmantes Wesen, ihr gewinnendes Lächeln, aber auch ihre gute Figur, die sowohl in Jeans und Pullover als auch in exquisiter Abendgarderobe wohl anzusehen war und neidische Blicke hervorrief, zog Männer wie Frauen an. An der Seite ihres Mannes war sie die perfekte Gastgeberin und jeder war von ihrer wunderbaren Ehe überzeugt. Sie selbst natürlich eingeschlossen. Zwei Kinder hatte sie ihm geboren, deren glänzende Karrieren vorprogrammiert waren. Marla, die ältere Tochter, würde bald ihr Studium in Oxford abschließen und Thomas begann seine Laufbahn an der Wallstreet. Besser konnte es nicht sein. „Laura“ weiterlesen

Let’s roll!

Selten wagt sich ein Autor ans Thema „Erotik und Behinderung“ ! Diese berührende Geschichte ist im Kurs “Erotisch schreiben” entstanden. Ich danke dem Autor Frank E. Pank für die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen.

Nach ihrer Runde über den Wochenmarkt steuerte sie auf ihre Stammkneipe, das Markteck, zu. Manni, der Wirt, hatte sie schon durch das große Glasfenster näher kommen sehen und hielt ihr die Tür auf.
„Hallo, Steffi!“ begrüßte er sie. „Wie üblich?“
Sie steuerte einen Tisch ohne Stühle an, zog die Bremse ihre Rollstuhls an und antwortete: „Klar, Manni, wie üblich.“ Sie sah sich kurz um. Nur ein Jugendlicher saß am Tresen und blätterte in einer Zeitschrift, sonst war die Kneipe leer. „Let’s roll!“ weiterlesen